BouBou oder der Kampf gegen die Lähmung
Chihuahua-Mix BouBou wurde vor einigen Wochen angefahren. Er hatte einen schweren Schock, einige Schürfwunden und war hinten komplett gelähmt. Zunächst wurde er zu einem der hiesigen Tierärzte gebracht. Keine Ahnung was der mit ihm veranstaltet hat, aber auf jeden Fall lag Boubou dort 2 Tage lang in seinem eigenen Urin – da er auch darüber keine Kontrolle hat – was seine Haut total verätzte. Zurück im Hotel Colibri, dessen Maskottchen BouBou ist, rief mich spät Abends die besorgte Rezeptionistin an und bat um Hilfe. So nahmen wir BouBou mit zu uns und behandelten ihn zunächst mit Homöopathie gegen den Schock. Am nächsten Tag ging es ihm schon viel besser und wir beratschlagten mit unserer deutschen Homöopathin, wie wir BouBou’s vielseitige Probleme (die Lähmung, der Kontrollverlust über Absetzten von Urin und Kot etc.) am besten lösen können.
Jeden Tag versuche ich mehrmals seine geschädigten Nerven durch gezielte Massagen zu stimulieren, jeden Tag können wir kleine Fortschritte erzielen. Nach vier Wochen Behandlung kann er jetzt schon für ca. 20 Sekunden stehen und die Reflexe in den Hinterläufen funktionieren auch wieder. Bis er aber selber laufen kann wird – wenn wir es überhaupt so weit schaffen – noch einige Zeit vergehen. Doch Ihr wisst ja, dass ich kein Tier aufgebe und immer weiter kämpfe!
Cleo und die anderen ausgesetzten Welpen oder warum Menschen manchmal so grausam sind
Wie ich Euch schon im Spendenaufruf geschrieben habe, ist es mir völlig unverständlich woher auf einmal all die ausgesetzten Welpen kommen, wo doch unsere letzte große Kastrations-Kampagne gerade mal 7 Monate her ist und jeder Besitzer seine Hündin hätte bringen können. Manchmal glaube ich, da es in den letzten 2 1/2 Jahren kaum mehr Welpen in Las Terrenas gab, dass die Leute meinten, sie könnten mit dem Verkauf von Welpen nun zu Geld kommen.
Vielleicht war es ihnen ja möglich zwei oder drei Welpen zu verkaufen, aber dann wurden die restlich fünf oder acht eben einfach ausgesetzt. Die andere Möglichkeit wäre, dass die Welpen aus El Limon – einem Dorf, dass ca. 15 km von Las Terrenas entfernt ist – hier her gebracht wurden, denn da sind die Zustände der Tiere katastrophal. Wenn Ihr Euch nun fragt, warum wir nicht auch dort kastrieren, dann muss ich Euch leider erklären, dass wir das vor drei Jahren schon einmal getan haben.
Doch kaum hatten wir damals über 100 Tiere kastriert – zu der Zeit noch aus unserer eigenen Tasche finanziert, da wir nicht genug Spendengelder hatten – wurde 2 Monate später eine große Vergiftungsaktion seitens des Bürgermeisters durchgeführt, bei der weit über 250 Tiere grauenvoll zu Tode kamen. Dem Großteil der Bevölkerung von El Limon war der Tod dieser Tiere gleichgültig, mit unserem Protestaufruf liefen wir gegen Wände.
So haben wir uns schweren Herzens entschlossen nicht mehr in El Limon zu kastrieren, zumal ich schließlich die Verantwortung für Eure Spenden habe und ich es Euch nie und nimmer zumuten würde, für Tiere zu spenden bei denen ich nicht weiß ob sie nicht kurz danach vergiftet werden.
So fand auch Cleo den Weg zu uns, nachdem wir den Anruf einer Frau bekamen, die die kleine Cleo im Müll fand. Gerade ein paar Tage zuvor hatten Freunde von uns auch einen Welpen neben Mülltonnen gefunden und beide Welpen sahen sich sehr ähnlich – ein Zufall? Ich glaube kaum… Bisher konnten wir für alle Welpen neue Besitzer oder einen Pflegeplatz finden, für Cleo nicht. Da sie noch so klein ist, ist eine Behandlung der Haut sehr schwierig, da alle Produkte der Schulmedizin meistens erst für Welpen ab drei Monaten geeignet sind.
Auch Cleo wird homöopathisch behandelt und spricht darauf sehr gut an, allerdings hatte sie erst mal ihr restliches Fell verloren und flitzte als “Nackedei” durch die Gegend und erinnerte uns eher an einen Bonsai-Elefanten, als an einen Hund. Seit ein paar Tagen bekommt sie neue Haare, schwarz und samtig weich, auch ist sie schon sehr gewachsen und entwickelt sich prima. BouBou ist ihr erklärter Liebling und wenn ich die Reha-Übungen mit ihm mache hilft sie mir dabei, indem sie in seine Hinterpfoten beißt – kluges kleinen Mädchen. Sobald Cleo gesund ist, werden wir eine Familie für sie finden, denn man muss sie einfach lieb haben.
Tigger und Lucy oder Abschied tut so weh
Nachdem wir den Hinweis bekamen, dass auch an der Punta Popy (ein Strandabschnitt in Las Terrenas) vier Welpen ausgesetzt wurden, fuhr ich dort hin um die Kleinen zu versorgen und eine Lösung für ihre Unterbringung zu finden. Direkt am Strand lebt eine sehr tierliebe, jedoch sehr arme Familie die viele der Strandhunde und –katzen adoptiert hat. Sie erklärten sich bereit auch auf diese Welpen zu achten, wenn wir täglich die Fütterung übernehmen. Bei der Gelegenheit kam einer ihrer Kater zu mir und ich sah auf den ersten Blick, dass er krankhaft dünn war. Auf den zweiten Blick sah ich dann, dass seine Haut und seine Schleimhäute quittegelb waren, ein eindeutiges Zeichen für ein Leberproblem. Auch war der kleine Kerl völlig dehydriert und obwohl sehr hungrig, nahm er keine Nahrung an. Auch ihn – ich taufte ihn Tigger – nahm ich mit zu uns und er kam ins Gästebad in Quarantäne, um eine eventuelle Ansteckung unserer Tiere zu verhindern.
Tigger wurde an die Infusion gehängt, bekam Medikamente und sein Zustand besserte sich ein bisschen, er nahm sogar Futter und Milch zu sich. Damit er den Venenkatheter nicht abknickte wenn er lag, saß ich stundenlang neben ihm, streckte sein Bein und streichelte ihn. Tigger war ein absoluter Schmuser, trotz seiner Schwäche schnurrte er ohne Unterlass wenn ich bei ihm war. Da die Schädigung der Leber zu weit fortgeschritten war, schlief er nach zwei Wochen für immer friedlich ein. Obwohl wir sagen können, das sein Überleben an ein Wunder gegrenzt hätte und wir alles unternommen haben was möglich war, schmerzt der Verlust sehr und ich kann den Tod jedes Tieres nur sehr schwer verarbeiten.
Und dann lag unsere eigene Katze Lucy im Sterben. Wir hatten sie als kleines Waisenkind vor fast neun Jahren bei uns aufgenommen, hatten sie großgezogen, nachdem ihre Mutter und Geschwister gestorben waren und haben in den ganzen Jahre viel mit ihr durchgemacht, da es mit ihrer Gesundheit nie zum Besten stand. Fünf Tage lang ging es ihr sehr sehr schlecht und keinerlei Medikamente zeigten Wirkung. Da sie sich aber nicht zu quälen schien, warteten Buschi und ich gemeinsam mit ihr auf den Abschied – streichelteten sie und redeten ihr gut zu nicht gegen das Unvermeidliche anzukämpfen und einfach einzuschlafen.
Wir haben sie auf ihrem Lieblingsplatz auf unserem Hügel beerdigt, wo sie immer in der Sonne lag und die Aussicht auf das Meer genoss. Unsere Herzen tun uns so weh und unsere Tränen wollen nicht versiegen.
Noch mehr Schildkröten oder noch weitere Grausamkeiten
Und wieder mussten wir sieben Schildkröten einem skrupellosen Wilderer abnehmen. Was dabei noch grausamer war als sonst, er hatte die Schildkröten nicht am Panzer aufgehängt, sondern eine Schlinge um ein Hinterbein gelegt und so kopfüber in die pralle Sonne gehängt. Wie lange sie so ausharren mussten wissen wir nicht, trotz medikamentöser Versorgung starben drei von ihnen nach ein paar Tagen an den Folgen dieser Tierquälerei. Die restlichen haben wir aber wie immer auf unserer Finca ausgewildert und es geht ihnen dort nun wunderbar. Warum können die Menschen nicht aufhören die Tiere zu quälen?
Weitere Katastrophen oder warum einem das Leben keine Pause gönnt
Mit all dem Stress und der Vorbereitung der November-Kampagne ist es nicht verwunderlich, dass unsere Nerven blank liegen. Obwohl Buschi und ich ein eingeschworenes Team sind, jeder den andren unterstützt wo es nur geht und wir uns wirklich sehr lieben, gibt es manchmal einfach Zoff. Natürlich vertragen wir uns sofort wieder, denn Streitigkeiten oder schlechte Laune bringen uns nicht weiter… Und nicht nur die nervliche Anstrengung ist extrem, auch mein Immunsystem hat sich mal wieder in den Keller begeben, so dass ich mich das erste mal in neun Jahren von den Tieren angesteckt habe und zwar mit Krätze. Die Juckerei macht mich wahnsinnig und die Wäscheberge türmen sich, denn nun habe ich nicht nur all die Hundewäsche – vor allem BouBou’s Decken kann ich mehrmals täglich wechseln – sondern auch Bettwäsche, Handtücher und Klamotten müssen nach einmaliger Benutzung gewaschen werden.
Natürlich genau dann quittiert meine Waschmaschine ihren Dienst und wir müssen nun per Luftfracht eine neue Maschine für teuer Geld einfliegen lassen. Leider sind die Waschmaschinen, die es hier im Land zu kaufen gibt nicht zu gebrauchen, da sie entweder nicht heizen (vor allem die Hundwäsche muss immer mit 75˚C gewaschen werden), nicht sauber waschen oder so viel Strom und Wasser verbrauchen, das eine Wäscheladung unter die Kategorie Luxus fällt. Hallo – hört mich da oben jemand? Ich brauch bitte mal eine Pause!
Aber es gibt auch positive Seiten im Leben oder am Ende wird alles gut
Wenn wir Euch nicht hätten, dann hätten wir vielleicht schon längst aufgegeben. Ihr schickt so wunderbare eMails in denen Ihr uns lobt und uns Kraft sendet. Eure Spendenbereitschaft ist so großzügig, so dass nun aktuell nur noch 2.935,- € bis zur kompletten Finanzierung der November-Kampagne fehlen. Ich weiß, dass wir mit Eurer Hilfe auch noch den Rest zusammen bekommen.
Trotz meiner Bemühungen, eine größere Tierschutzorganisation für die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit zu gewinnen, hatte bisher keine Interesse gezeigt. Als Gründe wurde immer angegeben, dass die Dominikanische Republik zu weit weg ist, das Tierelend dort nicht zu “vermarkten” sei oder einfach, dass wir zu kostengünstig arbeiten – worauf wir eigentlich sehr stolz sind – und wir somit die Preise von Kastrationen von anderen Vereinen “drücken” würden.
Eine neu gegründete Stiftung in der Schweiz – Tierbotschafter.CH – nahm Kontakt mit uns auf, da ihr Ziel gerade die Unterstützung der kleinen Einzelkämpfer ist. Aus diesem ersten Kontakt ist nicht nur eine Freundschaft zu Gründerin Brigitte geworden, sie konnte den Vorstand auch davon überzeugen uns bei der November-Kampagne großzügig zu unterstützen. Brigitte wird für eine Woche auf eigene Kosten aus der Schweiz anreisen um sich persönlich vor Ort über unsere Arbeit zu informieren und wir freuen uns, während wir in Sanchez kastrieren, sie als ehrenamtliche Helferin mit einzubinden.
Wendy aus Kanada, die eine Patenschaft für Hündin Lulu übernommen hat, kam uns für ein paar Tage in Las Terrenas besuchen. Statt für sich selber Klamotten in den Koffer zu packen, reiste sie mit 20 kg Spendengepäck an und so wurde Weihnachten dieses Jahr vorverlegt.
100 Halsbänder und Leinen, Hundegeschirre, Hundedecken, kleine Bettchen, Hundespielzeug, Leckerlies, Vitaminpaste und dringend benötigtes Spezialshampoo – all das hatten Wendy und ihre Freunde für uns besorgt und stapelte sich nun auf unserem Sofa! Als Wendy all unsere Tiere, ihre Patenhündin Lulu und auch all die Straßenhunde von Las Terrenas kennen lernte, sagte sie immer wieder: “Ich bin im Himmel!” – unsere Arbeit mit ihren eigenen Augen zu sehen, hat sie selber so positiv bestärkt sich noch intensiver für die Schicksale der dominikanischen Tiere einzusetzen. Im Dezember wird sie uns erneut besuchen und ich weiß jetzt schon, dass ihr Koffer wieder für die Tiere gefüllt sein wird.
Der deutsche, hier lebende, Werbefilmer Tom hat uns seine Unterstützung angeboten und so werden wir diesmal unsere gesamte Kampagne filmisch dokumentieren. Am Ende werden wir daraus einen kleinen Report zusammen schneiden und diesen in Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch vertonen. Eine Berliner Freundin von mir ist die wunderschöne Synchronstimme von z.B. Diane Keaton, Annette Bening und Kathleen Turner und ich fragte sie, ob sie die deutsche Fassung unseres Films sprechen würde. Spontan sagte sie zu und half mir auch in Berlin ein Tonstudio dafür zu finden. Die Chefin der Agentur Stimmgerecht, Birgit Harting, ist selber eine große Tierfreundin und –schützerin und erklärte sich spontan dazu bereit ihr Studio und auch die Sprecher für Englisch und Französisch kostenlos für uns zur Verfügung zu stellen.
Auch Anne und ihre Familie aus Potsdam haben wieder all ihr Engagement zugunsten der dominikanischen Tiere gezeigt und sind auf “Klinken-Putzen-Tour” unterwegs gewesen. Das Ergebnis sind 36 kg Spenden, bei denen tolle Sachen dabei sind, die wir dringend benötigen.
Manchmal sind es eben auch Tränen der Rührung und Dankbarkeit, die über meine Wangen tropfen.
Dies war das letzte ausführliche Newsletter vor der Kastrations-Kampagne im November, aber selbstverständlich werde ich Euch weiter über den Spendenstand informieren und sobald die ersten Tiere operiert sind, die Fotos im Spendenkalender eintragen. Drückt bitte die Daumen, dass wir die letzten noch fehlenden Einfuhrgenehmigungen von den hiesigen Behörden schnellstens erhalten – denn auch dieses Drama geht nun schon über Monate – und bei den Kastrationen alles gut verläuft.
Ich bin Euch so dankbar und so stolz auf jeden einzelnen von Euch, der seinen Beitrag, in welcher Form auch immer, zum Schutz der Tiere leistet. Denn gemeinsam sind wir stark, gemeinsam schaffen wir Unmögliches zu Möglichem umzuwandeln und all unsere Liebe zugunsten der Tiere einzusetzen!
Und dann hat Buschi noch ganz spontan ein Interview im dominikanischen Fernsehen gegeben.