Liebe Tierfreunde, Helfer und großzügige Spender,
die letzten Wochen waren eine emotionale Achterbahnfahrt – damit Ihr Euch einen kleinen Eindruck verschaffen könnt, gegen welche Windmühlen wir zu kämpfen hatten, aber auch welche unverhofften Glücksmomente wir erfahren durften, hier nun unser Bericht.
Nachdem wir am 11.09. morgens in Frankfurt gelandet waren, hatten wir gleich das Gespräch mit Condor. Auch wenn wir völlig übermüdet vom Flug waren – das Treffen wurde ein voller Erfolg!
Condor gefiel unser Konzept, dass wir die Tierschutzprobleme im Land lösen und nicht nach Deutschland “exportieren” (in dem wir z. B. die Straßenhunde nach Deutschland ausfliegen lassen und sie dann in den dortigen Tierheimen einer ungewissen Zukunft überlassen) so gut, dass sie uns eine Ermäßigung von 50% auf Flüge für die Tierärzte einräumen. Und am Ende des Gesprächs haben sie uns sogar die Flüge für die Dezember/Januar-Aktion komplett gesponsert.
DANKE – DANKE – DANKE und für Euch ein guter Grund, demnächst Eure Urlaubsflüge nur noch mit Condor – der tierschutzfreundlichen Airline – zu buchen.
Nach dem Gespräch brachte unser Freund Jean uns zum dem Autohändler, wo der Krankenwagen auf uns wartete. Von Frankfurt fuhren wir dann in Richtung Freiburg – dachten wir zu mindestens.
Denn wir kamen nur 35 km weit – dann blieben wir auf der Autobahn liegen, da der vordere Bremssattel abriss. Gott sei Dank kam es nicht zu einem Unfall – da wir ja als “Dominikaner” nicht im ADAC sind, fragt lieber nicht nach den Abschleppkosten. In Darmstadt ließ uns der freundliche Kundendienstleiter der Renault-Werkstatt Kara-Automobile wenig Hoffung auf eine schnelle Reparatur – wir waren echt verzweifelt, so hatten wir uns unseren Start in Deutschland nicht vorgestellt.
Doch Herr Huber musste nur in unsere traurigen Augen schauen, um Unmögliches möglich zu machen. Nicht nur, dass er es schaffte, das Ersatzteil zu organisieren, er stellte auch den ganzen Werkstattplan um, und unser Krankenwagen kam sofort auf die Bühne. Nach 3 Stunden schweißtreibender Arbeit hatten die Jungs es geschafft – und das an einem Freitag Nachmittag!
Die Rechnung wurde auch noch ordentlich reduziert – denn überall gibt es liebe Menschen, denen das Schicksal der dominikanischen Hunde nicht egal ist. DANKE – DANKE – DANKE
Von Freiburg ging es weiter an den Bodensee, da dort unsere homöopathische Tierärztin ganz viele Mittel für uns gesammelt hatte. DANKE – DANKE – DANKE
Die nächste Fahrt brachte uns nach München mit einem kleinen Umweg über Ulm, wo wir drei Hundeboxen und weitere Hilfsgüter von lieben Spendern abholen wollten. Doch die Zeit wurde so knapp, dass die Boxen schließlich auf einem Autobahnrastplatz zu uns gebracht wurden. Auch dafür DANKE – DANKE – DANKE
Am Sonntag den 13. passierte dann das nächste Unglück. Auf der Fahrt von München nach Berlin platzte auf der Autobahn ein Schlauch der Hydraulikfederung, und der Krankenwagen setzte mit dem Hinterteil auf der Autobahn auf – so kamen wir gerade noch an der nächsten Ausfahrt runter, und es verschlug uns in das bayerische Dörfchen Kinding.
Auch wenn Kinding winzig ist – die dortige Werkstatt war sehr groß, aber leider geschlossen. So mussten wir übernachten. Ich bin ja kein Mensch, der sich schnell unterkriegen lässt, aber das war nun echt zuviel – manchmal weint man eben Tränen der Verzweiflung. Doch auch dort waren die Mechaniker bemüht, uns zu helfen, und so kamen wir schließlich am Montag Abend heil in Berlin an – nach insgesamt 1.500 km in drei Tagen. Aber wir waren ja nicht zum Urlaubmachen nach Deutschland gekommen, sondern um für unser Projekt zu arbeiten – da nimmt man den ganzen Stress schon mal in Kauf.
Tags drauf ging es ins Lager der Spedition BK-Trans wo wir die nächsten 10 Tage zwischen Kisten und Paketen verbrachten… Viele liebe Menschen, hatten fleißig für unser Projekt gesammelt – irgendwie war es wie Weihnachten – alle Päckchen auspacken und neu umpacken, damit alles seefrachtgerecht transportiert werden konnte.
Auch durften wir in Berlin noch tolle Spenden abholen. So hat das renommierte Martin-Luther-Krankenhaus medizinisches OP-Material im Wert von über 300,- Euro extra für uns geordert. Katrin Wenzlaff, die liebe Patientenmanagerin, hat sich ganz toll für uns stark gemacht und zusätzlich noch unter ihren Kollegen lauter Sachspenden gesammelt.
Als wir in die Tierarztpraxis von Dr. Maurice Bob kamen, fragten die Helferinnen nur: Wo steht der LKW für die Spendengüter? – und in der Tat, die Praxis muss danach leer gewesen sein, so viel Material haben sie uns geschenkt.
Dann versuchten wir noch unser Glück bei der Firma Praxair – die u.a. Sauerstoffflaschen vertreibt. Und mit nur einem Telefonat hatten wir eine nigelnagelneue 2-Liter-Sauerstoffflasche zur Notfallversorgung für die OP’s. Manchmal kann man sein Glück gar nicht fassen.
Tierärztin Dr. Ursula Gerhard löste ihre Praxis auf und so konnten wir günstig zwei OP-Tische, einen Sterilisator und andere Dinge erwerben. Eine Firma aus Bremerhaven stiftete Kiloweise Hundefutter – so können wir alle Straßenhunde vor und nach der Kastration ordentlich dick füttern.
Nicht zu vergessen die ganzen lieben privaten Spender wie Karin, Monika, Gisela, Hagü, Jessica, Isabella, Gudrun, Zicke, Werner, Bruno, Gerti, Wolfgang, Ute, Marianne, Winni, Anke, Barbara, Urs, Sascha, Thomas, Claus und und und… Allen Spendern auch hier ein riesiges DANKE – DANKE – DANKE
Nach den Zwischenfällen mit dem Krankenwagen wollten wir auf Nummer sicher gehen und brachten ihn zu unserem Star-Mechaniker Hansi von RS2000 – in aufopferungsvoller Bastelarbeit machte er aus der Mühle ein verkehrstaugliches Fahrzeug. DANKE – DANKE – DANKE
Nun hatten wir aber immer noch ein kleines Problem – die Frontscheibe wies einige Steinschläge auf, und wir hatten Angst, dass bei der holprigen Überfahrt auf dem Atlantik bei Ankunft in Santo Domingo nur noch Splitter übrig wären. Hier half uns unser lieber Freund Kurti, der bei Carglass arbeitet, und schaffte es, dass Carglass uns die Frontscheibe sponsert. DANKE – DANKE – DANKE
Zum Schluss bekam der Krankenwagen noch große Aufkleber mit unserem Logo – Holger Samol von Sign Design auch DANKE – DANKE – DANKE
Am 26. Sept. war es dann soweit – die Überseespedition BPS Beutler stellte uns den Container schon übers Wochenende kostenfrei zur Verfügung – genug Zeit für uns, alles in den Container einzuladen. Einzige Hürde war dann nur noch der Krankenwagen, der zum Schluss reinkommen sollte, denn der Container stand auf einem 1,30 m hohen Sattelschlepper. Doch manchmal ist das Schicksal gnädig, denn auf dem Hof von BK-Trans gibt es eine Autowerkstatt mit einer Hebebühne und tollen Jungs, die bereit waren, uns den Krankenwagen von der Bühne dann in den Container zu zirkeln – denn das war absolute Millimeterarbeit… DANKE – DANKE – DANKE
Hier eine kleiner Film, wie der Krankenwagen in den Container kam. Wie er wieder raus gefahren wurde, durften wir im Zollhafen leider nicht filmen. Montag den 28. ging der Container auf die lange Fahrt – natürlich musste der deutsche Zoll ohne irgendeine Veranlassung noch Zicken machen, aber auch das haben wir über uns ergehen lassen.
Ende gut alles gut – man möchte es meinen, aber jetzt kommen weitere Katastrophen.
Seit knapp vier Wochen versuchen wir, den Container und den Krankenwagen aus dem Zollhafen zu bekommen – entweder gab es Probleme mit den Papieren (Schreibfehler und andere Kleinigkeiten, an denen weder wir noch unsere Spediteure Schuld waren) oder dem Zoll fielen andere Schikanen ein – auf jeden Fall “durften” wir bereits fünf Mal nach Santo Domingo fahren um dort zu warten und zu warten und zu warten, um dann nach kurzen Gesprächen unverrichteter Dinge wieder nach Las Terrenas zurück zu fahren – jedes Mal eine Tagesreise.
So ist das eben, wenn man in einem unorganisiertes Dritte-Welt-Land helfen will, vor der Hilfe liegen nur Steine im Weg. Dann wurden wir auch noch von anderer Seite “beschossen”, aber das ist wieder ein andres Thema. Wir sind und bleiben am Ball – mit etwas Glück und viel “propina” (Schmiergeld) werden wir das mit den Container schon lösen – irgendwie und irgendwann.
Da unser ganzen Bestreben ja den Tieren gilt, hier noch einige tierische Schicksale. Am Tag unserer Rückkehr aus Deutschland erwartete uns eine kleine “Überraschung” – ein kranker Welpe (natürlich weiblich) wurde während unser Abwesenheit vor unserer Tür ausgesetzt.
Chiquita erfreut sich nun bester Gesundheit und nachdem wir sie kastriert haben lassen, werden wir auch für sie ein liebevolles Zuhause suchen (oder sie wird unser Hund Nr. 8). Dann mussten wir einem Wilderer eine Hispaniola-Schleiereule abkaufen – dem armen Tier waren die Fänge mit Kabel zusammen gebunden und sie war mehr tot als lebendig. Nach drei Tagen bester Pflege konnten wir sie dann nachts in die Freiheit entlassen – noch jetzt hören wir ab und zu ihren Ruf, wenn sie im Dunkeln auf Beutesuche über unser Grundstück fliegt.
Und die ganze Santo-Domingo-Fahrerei hat auch ihr Gutes gehabt, denn wir haben dort an einer der drei Autobahn-Maut-Stationen eine Hündin entdeckt, der vor einiger Zeit der linke Hinterlauf abgefahren wurde. Sie war sehr scheu, doch wir hatten dann jedes Mal Futter dabei und so konnten wir sie untersuchen und entwurmen.
Laut Aussage der dort stationierten Polizisten, hat sie sich das verletzte Bein selbst amputiert und die Wunde so lange beleckt, bis sie verheilt war. Da sie Milch hat, gehen wir davon aus, dass sie irgendwo auch Welpen hat. Natürlich ist sie mit ihren drei Beinen den Rüden beim Deckakt völlig hilflos ausgeliefert, und so werden wir sie im Dezember holen und kastrieren.
Nun ist dieses Rundschreiben schon wieder so lang geworden, dass Ihr Euch noch ein Happyend verdient habt.
Während unseres Deutschlandaufenthaltes bekamen wir Kontakt zu Tierärzten aus der Nähe von Kassel. Claudia, Ralf und Christin fliegen am 17. November – natürlich mit Condor – zu uns und werden 100 Hündinnen kastrieren. Kastrations-Material, die ermäßigten Flugtickets und ihre Arbeitskraft stellen sie uns als Spende zur Verfügung – ist das nicht wunderbar. DANKE – DANKE – DANKE
Dann hatten wir zwischenzeitlich noch lieben Besuch von deutschen Tierschutzfreunden. Damit sie sich selber davon überzeugen konnten, wie wir ihre Spenden eingesetzt haben, fuhren wir nach La Yagua zu den schon kastrierten Strandhunden. Die Bilder mit Teufelchen, Clarita und Konsorten sprechen für sich selbst – sind das nicht alles wunderschöne und gesunde Hündinnen geworden?!
So wirbeln wir hier mit allen Vorbereitungen (Arbeitsgenehmigungen, Organisation, Bekanntmachungen, Pressearbeit etc.) durch Las Terrenas – es wird Zeit, dass wir wieder an der “Front” arbeiten, anstatt uns mit Behörden und anderen lästigen Dingen rumärgern zu müssen. Und keine Angst, Eure Spenden gehen nur direkt in das Kastrations-Projekt, sprich: wir kaufen davon das OP-Material – sämtliche anderen unliebsam angefallenen Kosten bezahlen wir (wie immer) aus eigener Tasche.