Kurz zu mir: Ich heiße Miriam, geb. 1967 und bin mit meinem Mann 2004 von Berlin nach Las Terrenas/Samana in die Dom. Rep. ausgewandert. Schon in den ganzen Jahren vorher, wenn wir nur als Urlauber kamen, haben wir den Strand- und Straßenhunden geholfen; haben unseren Urlaub damit verbracht, Autos zu mieten und vier Stunden zum nächsten Tierarzt zu fahren um die Hündinnen kastrieren zu lassen. Heute leben wir leben hier mit 5 Hunden, 2 Pferden, 1 Katze, 1 zahmen Krähe, 1 Kaninchen, 4 Gänsen, 10 Enten und 20 Hühnern auf einem großen, ruhigen Berggrundstück. Fast alle unsere Tiere haben wir von der Straße oder aus schlechter Haltung gerettet.
Die Situation der Tiere hier im Land war nie besonders. Die Dominikaner sind keine schlechten Menschen, aber es fehlt ihnen an Bildung und Verständnis, wie man mit Tieren umgeht, oder einfach nur an Geld um für das Futter der Tiere zu sorgen. Wie viele Dunkelhäutige, haben sie große Angst vor Hunden was noch aus Zeiten der Sklavenhaltung stammt, da viele Sklaven von Hunden gehetzt wurden. So sieht man immer wieder, dass Hunde getreten, geschlagen oder mit Steinen beworfen werden. Leider werden auch oft Giftköder für die Hunde ausgelegt, meist von den großen Hotels, was für die Hunde einen langen und fürchterlich qualvollen Tod bedeutet. Da das Land in vielen Regionen noch sehr arm ist - die Dominikanische Republik bleibt trotzt des Tourismus weiterhin ein Dritte-Welt-Land - kommt es schon mal vor, das Katzen oder Wildvögel gegessen werden.
Pferde werden oft zum Spaß der Touristen eingesetzt – da sitzen dann 150 kg schwere Urlauber, die keinerlei Ahnung vom Reiten haben, auf den relativ kleinen und völlig unterernährten Pferden, galoppieren die Strände in größter Hitze entlang oder erklimmen steile Hänge zu Wasserfällen, nur um einmal das John-Wayne-Gefühl zu haben. Aber keinen kümmert es, wie der Pferderücken unter dem „Sattel“ (meist nur mit getrockneten Zuckerrohrfasern umwickelte Drahtgestelle, die keinerlei Schutz für den Rücken darstellen und mit einschneidenden Stricken festgebunden werden) aussieht – nämlich offen und blutig, oder ob das Pferd sich die Beine bricht… Da der Dominikaner viel Geld mit den Touristen verdienen kann, sind Pferde „Wegwerf-Ware“.
Um die Situation der Tiere im Land langfristig zu verbessern sehe ich keinen Ansatzpunkt darin, dass der „Gringo“ kommt und ihnen die Tiere wegnimmt und in „Tierheimen“ unterbringt, zumal es hier solche Einrichtungen gar nicht gibt. Meine Arbeit besteht darin, den Dominikanern ein Gefühl und Verständnis für die Tiere zu vermitteln und somit die Situation der Tiere langfristig in ihrem normalen Umfeld zu verbessern. Das fängt damit an, dass ich ihnen erkläre, dass auch ein Hund Futter benötigt und nicht dazu verdammt sein sollte die Mülltonnen nach Resten zu durchstöbern und endet damit, dass ich ihnen zeige, wie man kranke oder frisch operierte Tiere versorgt. Und ich versuche ihnen klar zu machen, dass, wenn man einem Tier etwas Liebe und Aufmerksamkeit schenkt, diese Liebe vielfach zurückkommt.
In den knapp 4 Jahren hier konnte ich ca. 150 Straßenhunde und ca. 10 Katzen (Katzen nur so wenig, da es hier durch das Verzehren derselben nicht so viele Katzen gibt) kastrieren lassen, impfen und sie in Familien unterbringen. Jedes vermittelte Tier wird auch im Nachhinein von mir „kontrolliert“, sprich ich besuche die Familien unangemeldet und schaue, ob auch alles zum Besten steht. Alle Kosten trage ich aus unserer eigenen Tasche bzw. bitte Freunde um finanzielle Unterstützung. Einige Freunde vor Ort unterstützen mich auch damit, dass sie, wie auch mein Mann und ich, die Hunde für eine gewisse Zeit bei sich aufnehmen, sie gesund pflegen und füttern, bis sie zu vermitteln sind. Mit zwei Tierärzten aus Deutschland stehe ich in gutem Kontakt, falls mein (mühsam erarbeitetes) medizinisches Wissen nicht mehr ausreicht und ich einen Rat brauche. Ein dominikanischer Tierarzt aus Sosua unterstützt mich bei den Kastrationen und auch amerikanische Tierärzte kommen 2 mal jährlich bei denen ich Hunde kastrieren lassen kann.
Fortuna
Fortuna fanden wir mit ca. 4 Monaten zusammen mit ihrer Mutter und anderen Welpen an einem sehr einsamen Strand bei einem Fischer – dünn und mit schlechter Haut. Sie war so verängstigt, dass ihr Schwanz nur zwischen den Hinterbeinen klemmte. Doch schon ein paar Tage mit gutem Futter und etwas Zuwendung reichten aus, dass sie mit unseren Hunden spielte und ihr Schwanz begeistert wedelte.
Nachdem wir sie kastriert haben, kam sie zu einem dominikanischen Ehepaar. Breitwillig nahm das Paar alle Tipps zu Pflege des Hundes an und entwickelte sich zu richtigen Tierliebhabern. Heute haben sie insgesamt 4 Hunde, die ich ihnen nach und nach vermittelt habe und helfen selber mit, die Situation der Hunde in ihrer Nachbarschaft zu verbessern.
Auch Fortunas Mutter haben wir kastrieren lassen, brachten sie anschließend aber wieder auf Wunsch des Fischers an den Strand zurück. Die anderen Welpen konnten wir in gute Hände abgeben und ließen diese später kastrieren.
Tigre
Tigre wurde als 5 Wochen alter Welpe von einer Touristenfamilie am Strand gefunden. Die Kinder der Familie nahmen sie dann mit ins Hotel und spielten den Tag über mit ihr. Am Abend wurde der Hund von den Eltern „entsorgt“, in dem er einfach über den Zaun der Hotelanlage geworfen wurde. Bekannte von uns beobachteten dies und riefen mich an. So landete Tigre erst mal bei uns, um entwurmt, geimpft und aufgepäppelt zu werden. Danach fand ich einen Platz bei einem haitianischen Maler in unserem Dorf, der sich auch gut um Tigre kümmerte. Leider wohnte er sehr nahe der Straße, so dass Tigre eines Tages von einem Dominikaner mit einem Stein beworfen wurde und dabei eine Verletzung der Hinterläufe davontrug. Da der Maler keinen hinkenden Hund wollte, nahmen wir Tigre wieder bei uns auf.
Da sie nun 5 Monate alt war, ließen wir sie kastrieren (Kosten hierfür ca. 55,- Euro) und ich ging auf die Suche nach einer neuen Familie. Ich fand eine dominikanische Lehrerin die einen 9-jährigen Sohn hatte, der Junge war sehr verschlossen und hatte keine Freunde. Als ich Tigre zu ihnen brachte, fürchtete er sich anfänglich vor dem Hund. Aber mit viel Geduld konnte ich ihn dazu bewegen Tigre zu streicheln und sich von ihr abschnüffeln zu lassen. Danach gingen wir alle zusammen spazieren und Tigre, intelligent wie die Straßenhunde hier sind, lief brav neben dem Jungen bei Fuß. Das brachte das Eis endgültig zum Schmelzen… Heute ist Tigre ein dicker, gesunder und fröhlicher Hund der ein ebenbürtiges Familienmitglied ist. Der Junge ist jetzt viel selbstbewusster und geht mit einem befreundeten Jungen, der auch einen Hund hat, oft spazieren und ist sehr stolz auf seine Tigre.
Lola
Lola wurde auf einer Umgehungsstraße, wo keinerlei menschliche Ansiedlung ist, mit ca. 5 Monaten ausgesetzt. Sie hatte „sarna“ – der hiesige Begriff für Räude/Krätze – war dünn (aber noch im erträglichen Rahmen) und völlig verwurmt. Wir nahmen Lola bei uns auf, pflegten sie gesund und fütterten sie, bis sie eine Kastration gefahrlos überstehen konnte. Nach der Kastration und als die Haut schon fast genesen war, suchte eine Freundin einen Platz in einer sehr gläubigen dominikanischen Familie, die auch schon einen Hund hatten.
Diese Familie versicherte uns, dass die noch nicht so schöne Optik des Hundes kein Problem darstelle, da ja auch ein Hund Gottes Geschöpf sei. Da diese Leute finanziell ein wenig besser gestellt waren, hatten sie ein kleines eingezäuntes Grundstück, so dass Lola auch nicht auf die Straße hätte laufen können.
Bei der ersten Kotrolle nach wenigen Tagen, spielte Lola mit dem anderen Hund im Garten und schien zufrieden mit der neuen Familie zu sein. Nach knapp 3 weiteren Wochen fand ich sie dann völlig abgemagert und mit wieder sehr schlimmer Haut vor – ich nahm sie der Familie sofort weg. Sie hatte in den 3 Wochen mehr als die Hälfte Ihres Körpergewichts verloren, was ahnen ließ, dass sie keinerlei Futter bekommen hatte und sich auch nichts selber suchen konnte, da das Grundstück ja umzäunt war.
Es vergingen zwei sehr harte Monate die Lola bei uns war, bis wir sie wieder ganz gesund gepflegt hatten. Danach fand ich einen neuen Platz für sie, aber auch dort brach die Hautkrankheit sofort wieder aus, denn Lola hatte nun ein psychisches Problem und wollte lieber bei uns bleiben, was aber nicht möglich war, da sie unsere Katze, Gänse und Enten jagte. So brauchte ich eine Stelle, wo man auch darauf eingehen konnte und fand sie bei einem Schweizer der sich genauso liebevoll und rund um die Uhr um Lola kümmerte wie wir. Heute lebt Lola mit zwei weiteren Hunden bei ihm, ist die Rudelchefin und genießt diesen Sonderstatus sehr.
Bambi
Mein Mann, der mich von Anfang an immer unterstützt hat, brachte eines Tages eine ca. 2 Monate alte Hündin mit. Er hatte beobachtet, wie sie auf der Straße an einem Dominikaner vorbei lief, woraufhin dieser eine Stange nahm und auf sie einprügelte. Da brennt einem dann schon mal die Sicherung durch und mein Mann lief zu dem Dominikaner und verprügelte ihn. Sicher keine Art die Dinge zu lösen, aber als er daraufhin mit dem Mann sprach und ihn fragte ob die Schläge ihm wehgetan hatten und er dieses bejahte, erklärte mein Mann, dass auch der Hund Schmerzen habe, wenn man ihn prügelt. Da die Dominikaner oft ein eher kindliches Gemüt haben, begriff auch nun der Mann, was er da angestellt hatte und so gab es auf beiden Seiten eine Entschuldigung. Mein Mann fand dann den völlig verängstigten Hund unter einem Auto und brachte ihn zu uns.
Da fast alle Straßenhunde voller Parasiten sind – innen wie außen – und sich fast nur von Müll ernähren, haben sie ein sehr labiles Immunsystem und daher immer starke Hautprobleme. So auch Bambi. Doch egal wie Bambi aussah, eine neu zugezogene Deutsche verliebte sich in Bambi und wollte sie aufnehmen. Allerdings wohnte sie damals noch in einem winzigen Appartement und wir behielten Bambi, bis sie umgezogen war.
Leider bekam auch Bambi wieder Probleme mit der Haut, was auf das Trauma der früheren Schläge und schlechten Erfahrungen zurückzuführen ist. Das neue Frauchen kümmerte sich rührend um sie, aber trotz Medikamente und Fürsorge ging es Bambi immer schlechter. Da sie arbeiten musste und sich nicht den ganzen Tag um Bambi kümmern konnte, nahmen wir Bambi wieder zu uns. Dort wurde sie von uns 24 Stunden überwacht, denn sie kratze und leckte sich die entzündeten, offenen und blutigen Hautstellen, was natürlich zur weiteren Verschlechterung führte.
Auch konnte sie nicht mehr von alleine aufstehen und musste in den Garten getragen werden, um ihr Geschäft zu verrichten. Mein Mann und ich wechselten uns schichtweise ab und auch die Besitzerin kam in ihrer freien Zeit um über Bambi zu wachen. Nach Rücksprache mit meinem deutschen Tierarzt gab es wenig Hoffnung für Bambi. Er sagte wörtlich: „In Deutschland würde man einen so kranken Hund sofort einschläfern. Keiner würde sich die Zeit nehmen und die Kosten dafür aufwenden so einen Hund gesund zu pflegen.“ Aber wir nahmen uns die Zeit und kamen für die Kosten der Medikamente auf, die uns der Tierarzt empfohlen hatte. Und das spürte auch Bambi und bekam schließlich ihren Lebenswillen zurück. Heute ist sie ein wunderschöner und gesunder Hund und wird von ihrem Frauchen abgöttisch geliebt, denn so eine schlimme Erfahrung schweißt einen nur noch mehr zusammen.
Maya
Maya wurde mit ca. 5 Wochen an einem einsamen Strand ausgesetzt. Dort fanden wir sie, als wir mit Freunden einen Ausflug machten. Sie war etwas dünn aber sonst gesund – allerdings haben wir noch nie so viele Flöhe auf einem Hund gesehen! Maya blieb nur eine Nacht bei uns um sie zu entwurmen und entflohen und kam dann in eine dominikanische Familie. Als Maya dann knappe 5 Monate alt war, haben wir sie kastrieren lassen. Die Besitzerin war dabei und kümmerte sich sehr liebevoll um sie und übernahm auch die medizinische Nachsorge. Manchmal ist es eben auch einfach und man kann einem Welpen vor schlimmen Schicksalsschlägen bewahren.
Zusammenfassend möchte ich noch Folgendes erwähnen:
Wenn Ihr hierher in den Urlaub fahrt, bitte nehmt keine Hunde mit in die Hotelanlagen!!! Egal, wie leid sie Euch tun. Wenn Ihr sie füttern wollt, dann bitte ein gutes Stück außerhalb der Anlage und schaut, dass sie Euch nicht ins Hotel nachlaufen – zu Not einen großen Knochen beim Fleischer für ein paar Pesos kaufen und als „Ablenkungsmanöver“ beim Hund lassen… Denn viele Hotels vergiften die Hunde und das ist ein furchtbar qualvoller Tod. Erkundigt Euch vorab, welche Hotels solche Vergiftungsaktionen durchführen, das steht oft in den einschlägigen Hotelbewertungs-Portalen im Internet, und meidet diese Hotels. Wenn Ihr Hündinnen während Eures Urlaubs kastrieren lassen wollt, könnt Ihr gerne mit mir (rechtzeitig) vorab Kontakt aufnehmen und ich werde versuchen Euch einen Tierarzt zu vermitteln.
Straßenhunde und -katzen führen nicht unbedingt immer ein schlechtes Leben. Sie sind frei, können sich ihr Rudel von Artgenossen aussuchen und finden oft genügend Futter, denn auch die Dominikanische Republik entwickelt sich langsam zur Wegwerf-Gesellschaft… Ich hatte schon einige Straßenhunde vermittelt, die aber immer wieder zurück auf „ihre“ Straße gelaufen sind, weil sie sich dort einfach wohl fühlten. Und oft haben Straßen- oder Strandhunde doch einen Besitzer, der einfach nur den ganzen Tag arbeitet und die Hunde sich in der Zeit eben selbst vergnügen. Solltet Ihr also ein Tier für eine Kastration im Urlaub auswählen, fragt vorher in der Umgebung nach, ob jemand den Hund kennt oder ob er jemanden gehört. Wenn ja, sprecht mit den Leuten und überzeugt sie, eine Kastration (für deren Kosten Ihr aufkommt) durchführen zu lassen. Dritt-Länder brauchen eine gewisse Anzahl von Straßenhunden und -katzen, da sich sonst die Ratten durch ein zu reichhaltiges „Angebot“ an Müll explosionsartig vermehren.
Unterstützt uns bitte mit Spenden (auch Sachspenden wie Halsbänder etc.), denn nur regelmäßige Kastrations- um Impfaktionen können den Tieren langfristig helfen.
Wenn Ihr im Urlaub reiten wollt, schaut Euch die Pferde genau an bevor (!!!) Ihr diesen Ausflug bucht. Solltet Ihr auf schlecht gehaltene Pferde treffen, sprecht Eure Reiseleitung darauf an. Denn nur die Reiseleitung kann auf Dauer Druck auf die Pferdebesitzer ausüben, schließlich wollen sie ja ihre Touren verkaufen…
Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, diesen – doch sehr lang gewordenen – Text zu lesen. Lasst uns alle zusammen arbeiten, dass das Leid der Tiere verringert wird.