Liebe Freunde, Helfer und Spender,
kurz vor den Feiertagen möchte ich Euch noch einen kleinen Überblick über die letzte Woche verschaffen.
Am Montag, den 14. Dezember landeten Siggi und Roman in Santo Domingo – Siggi ist Biologe, der hier in der Dominikanischen Republik eine Pilotstudie über die langfristigen Erfolge von Kastrations-Aktionen machen möchte und Roman ist der Assistent von Thomas und Ines, den Tierärzten vom Tierärztepool. Da sie eh aus Santo Domingo kamen, haben sie auf dem Weg nach Las Terrenas gleich Lolita – die dreibeinige Hündin von der Maut-Station – mit ins Taxi genommen. Seit dem ist sie bei uns und wartet darauf, dass Ines sie kastriert. In der Zwischenzeit rennt und spielt sie, als ob sie vier Beine hätte.
Am Dienstag, den 15. Dezember haben wir das Zelt aufgebaut (der Krankenwagen steht ja immer noch im Zoll grrrrr…) und die angemieteten Räume (in denen wir auch schon im November gearbeitet haben) eingeräumt. Abends landeten Thomas und Ines samt ihrer drei eigenen Hunde und über 100 kg Material – an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Condor, die tierfreundliche Fluglinie, die dies alles gesponsert und ermöglicht hat! Und wie sollte es anders sein, problemlos geht hier nichts im Land… Zoll und Agrarministerium zogen das Material komplett ein – doppelt und dreifaches grrrrrr…
So fuhren am Tag darauf Ines, Roman und ich in unsere Klinik – ohne OP-Material – um die ankommenden Patienten zu erfassen und auf einen späteren Termin zu verschieben. Buschi und Thomas fuhren derweil zum Flughafen und begannen die zähen und mühsamen Verhandlungen um das Material. Und sie hatten Glück – damit die Behörden ihr Gesicht nicht verlieren wurden ein paar Sachen einbehalten, aber den Großteil konnten die beiden rausholen und fuhren damit direkt in die Klinik. So konnten wir am frühen Nachmittag doch noch die ersten sieben Hündinnen kastrieren – dreifach jubeljubeljubel!
Von Donnerstag bis Sonntag wurde durchgearbeitet und so sieht die Bilanz nach 4 1/2 Tagen wie folgt aus:
· 85 Hündinnen kastriert (davon waren 6 schwanger mit insgesamt 45 Föten)
· 8 weibliche Katzen kastriert
· 4 Rüden kastriert
· 1 Kater kastriert
· und an sonstigen OP’s und Behandlungen waren: 1 Amputation, 1 Leistenbruch, 7 Nabelbrüche, 5 Bisswunden genäht, 1 Zahnbehandlung, ca. 150 Entwurmungen, diverse Behandlungen von Sticker-Tumoren (mit Chemo), Hautproblemen, Hautparasiten, Augenverletzungen und sonstige Konsultationen
Die Bevölkerung nimmt unsere Aktion so toll an – so viele gehen (endlich!) gut mit ihren Tieren um und den anderen zeigen wir, wie viel schöner es ist, sein Tier liebevoll zu behandeln. Und nachdem ich sechs Jahre gepredigt habe: füttert eure Hunde, muss ich jetzt schon mal sagen: setzt eure Hunde auf Diät ;-)) Auch wenn Ines bei den Kastrationen der dicken Hündinnen die Krise bekommt (sie sind viel schwieriger zu operieren, da Fettgewebe schnell reißt und sehr brüchig ist), ist es für mich die Bestätigung, dass unsere Arbeit Früchte trägt.
Und nun zur Hoffnung auf drei Beinen:
Wie schon oben erwähnt, tobt Lolita über unser Grundstück. Da heute unser freier Tag war, sind wir mit allen Hunden zum Strand gefahren und Lolita hat zum ersten Mal in ihrem Leben das Meer gesehen. Fünf Minuten war sie davon etwas verunsichert, aber dann ist sie geschwommen, hat nach Fischen getaucht, hat im Sand Löcher gebuddelt und ist rumgerannt wie eine Wilde – es wird der schönste Tag in ihrem Leben gewesen sein! Wenn Ihr alle nur dabei gewesen wäret um dieses Glück mit eigenen Augen zu sehen.
Wer sagt, mit drei Beinen kann man keinen Spaß haben?
Fischen und buddeln geht auch mit drei Beinen!
Dann brachte uns ein Deutscher, der in Sanchez lebt, seine Belgische Schäferhündin “Lilly”, die vor ein paar Wochen von einem Lastwagen angefahren wurde. Leider war ihr eines Vorderbein nicht mehr zu retten und musste amputiert werden. Zu allem Unglück ist auch noch ihr eines Hinterbein stark verletzt.
Doch sie ist noch jung und hat einen enormen Lebenswillen – sonst hätte sie die Wochen nach dem Unfall schon gar nicht überlebt. Und um diesen Lebenswillen zu beweisen, ist sie heute mit mir fünf Minuten über unsere Wiese gelaufen. Sie wollte unseren Gänsen hinterher – ein guter Anreiz, um die Reha zu beschleunigen.
Ines untersucht Lilly – das linke Vorderbein ist nicht mehr zu retten, aber auch sie wird wieder gesund werden und ein glückliches und hoffentlich langes Leben führen.
Ab morgen arbeiten wir für zwei Tage in El Limon (das nächst größere Dorf, ca. 22 km von Las Terrenas entfernt). Wir werden unser Ziel, ca. 600 weibliche (!!!) Tiere zu kastrieren, bestimmt schaffen. Ein hartes und anstrengendes Stück Arbeit, aber schon jetzt ist es so wunderbar durch die Straßen zu fahren und überall die Hündinnen mit den gelben Ohrmarken zu sehen.
Lichosa (auf Deutsch Papaya) erwacht nach der Kastration aus der Narkose – die Ohrmarke lässt nun jeden erkennen, dass sie eine gesunde und kastrierte Hündin ist.
Die Familie dieses Jungen hat alle ihre Hündinnen gebracht – insgesamt drei und er war so von unserer Arbeit angetan, dass er später gerne Tierarzt werden möchte. Ein schöner Berufswunsch und ein weiteres Stück Hoffnung für die dominikanischen Hunde und auch für uns…
Euch allen vielen Dank für die Unterstützung und Hilfe, um unser Projekt zu verwirklichen. Ich wünsche Euch, im Namen der Amigos de Lucky, schöne und friedliche Feiertage. Nehmt Euch die Zeit für Eure Familien, Freunde und Eure Tiere – das liebevolle Miteinander ist so wichtig, denn wer Glück und Liebe gibt, wird es hundertfach zurückbekommen