Für wie viel Liebe ist Platz in einem Herzen?

Liebe Freunde der dominikanischen Tiere,
manchmal frage ich mich, für wie viel Liebe in meinem Herzen noch Platz ist – es ist immer noch Platz für ein neues Schicksal, ein weites armes Wesen, ein Straßenhund der mich mit großen Augen anschaut.

In über sieben Jahren gingen ca. 3.500 Tiere durch meine Hände, einige verweilten länger bei mir, andere habe ich nur einmalig behandelt oder gefüttert. Doch alle diese Tiere haben eines gemeinsam – sie haben mein Herz mit Liebe erfüllt, meine Gedanken und Gefühle beeinflusst. Und an jedes weitere Tier, was meinen Leben kreuzt, hänge ich erneut mein Herz, so auch an

 

Eulalia, die Hispaniola-Schleiereule (Tyto glaucops)

Heilig Abend – für uns ein Arbeitstag an unserem Verkaufs- und Infostand – wurde zum Tag der Eule. Ein Wilderer hatte eine Schleiereule zum Verkauf mitgebracht. Das arme Geschöpf war an den Beinen gefesselt (die Stricke hatten schon tiefe Wunden hinterlassen!), das Tageslicht und die Menschenmenge machte das nachtaktive, scheue und total unterernährte Tier völlig panisch.

Natürlich kam es zu einem Tumult, mehr oder weniger sogar zu Handgreiflichkeiten, doch schließlich konnten wir die Eule dem Wilderer abnehmen und Buschi für schnell mit ihr zu uns nach Hause. Ich versuchte derweil der aufgeregten Menschenmenge zu erklären, warum die Wildtiere so wichtig für das ökologische System sind und das sie nicht in die Hände von Menschen gehören sondern frei leben sollen.

Auch dass seit März 2009 ein Jagdverbot für Wildtiere gilt (“Jede Tätigkeit, die zu Tod, Belästigung, Verstümmelung oder Gefangennahme von wilden Tieren führt, wird geahndet”). Als sich alle verzogen hatte, kam ein alter Mann – bestimmt um die 90 Jahre – zu mir, nahm mich in die Arme, drückte mich und sagte: “Ich danke Dir für den Respekt an unserer Natur, leider haben meine Mitmenschen diesen Respekt verloren.”

Eulalia wurde von uns versorgt – Abends im Dunkeln fütterten wir sie mit roher Hühnerleber, die sie gierig fraß und sie bekam homöopathische Mittel, da sie schon auffällige Verhaltensstörungen zeigte und um die Genesung zu beschleunigen.

Sie nahm gut an Gewicht zu, wurde wieder wehrhaft, attackierte uns und das Futter (ein gutes Zeichen!) und fing an in ihrer Voliere von Ast zu Ast zu fliegen. Nach 3 Wochen war sie stark genug um wieder in die Freiheit entlassen zu werden, nach kurzer Rast auf einer unserer Palmen, schwang sie sich in den Abendhimmel auf – leb wohl Eulalia, allezeit guten Flug und Waidmanns Heil!

Eulalia in ihrer Voliere

Letzte Fütterung • Eulalia schwingt sich in den dämmernden Abendhimmel • Tierliebe heißt Freiheit – auch wenn es uns schwer fällt

Frodo, der Zwerg-Pinscher-Chihuahua-Welpe

In der ersten Januarwoche bekam ich einen Anruf einer deutschen Touristin. Ihre Tochter hatte sich in einen Welpen verliebt, den sie dann gekauft und nun mit nach Deutschland nehmen wollten. Leider war es nicht möglich mit den vorhanden Papieren/Impfungen den Hund einzuführen, zumal er das Mindestalter noch nicht erreicht hatte. Es wurde aber eine andere Möglichkeit gefunden, nämlich über die Einreise nach Frankreich, den Hund zehn Tage später über Paris ausfliegen zu lassen. Da Frodos Gesundheitszustand auch nicht der beste war, kam er für die Zwischenzeit zu uns. So winzig wie der kleine Kerl auch war, er hatte Charakter für zehn große… Sein bevorzugter Spielkamerad war unser Doggenmix Onyx.

Für die Reise ins kalte Frankreich bzw. Deutschland bastelte ich ihm aus einer Socke einen Mantel. Seine Besitzerin hat mir später erzählt, das Frodo lieber die Socke trägt als den extra für ihn angeschafften Chihuahua-Mantel. Auch Frodo hat mein Herz im Sturm erobert – wenn wir mal wieder in Deutschland sind, werden wir ihn auf jeden Fall besuchen.

Frodo spielt mit Klein und Groß

Emma, die Antillen-Schmuckschildkröte (Trachemys stejnegeri – gehört zu den Sumpfschildkröten)

Wieder ein einheimisches Wildtier, was wir Wilderern abnehmen mussten. Buschi fand Emma an der Straße, wo sie an einem Draht, den man ihr durch den Panzer gebohrt hatte, kopfüber, in der prallen Sonne an einem Ast hing und zum Verkauf angeboten wurde. Zusätzlich zu dem durchbohrten Loch hatte man ihr seitlich den Panzer verletzt und sie blutete stark.
Auch Emma bekam homöopathische Mittel, welche nicht nur die Blutung schnell stoppe, sondern auch die Heilung des Panzers förderten. Damit wir ein Infektionsrisiko ausschließen konnten, mussten wir Emma für ein paar Tage beobachten. Nun ist unser Haushalt zwar auf viele Tierarten (wir haben Hunde, Katzen, Pferde, Kaninchen, Enten, Gänse und Hühner) eingestellt, aber solche Exoten wie Schleiereulen oder Sumpfschildkröten stellen uns doch vor neue Herausforderungen… Emma kam in unseren hölzernen Badezuber (den wir aus Zeitmangel kaum mehr nutzen), wo sie einerseits im Wasser abtauchen konnte, andererseits aber auch die Möglichkeit hatte sich auf die für sie reingelegten Steine im Trockenen aufzuhalten. Kam nun noch die Frage: was füttern? Wir boten ihr verschieden Fleischsorten an, welche sie auch gerne verzehrte und um den Speiseplan abwechslungsreicher zu gestalten gingen wir zu einer benachbarten Kuhtränke in der wir Kaulquappen für sie fingen. Da wir das Wasser im Badezuber länger nicht mehr gewechselt hatten, sorgten die Algen für die vegetarische Ernährung.

Nun wollten wir ja eigentlich den Januar dafür nutzen um mal etwas auszuspannen. Geplant waren 3 Wochen auf unserer Finca weiter im Norden zu verbringen, was sich durch die Pflege von Eulalia eh schon verschoben und verkürzt hatte. Also packten wir nicht nur 10 unserer 12 Hunde und unsere 2 Katzen ins Auto, sondern auch Emma kam mit zur Finca. Dort durfte sie sich noch 2 Tage in der ehemaligen Pferdetränke an Kaulquappen dick fressen und dann setzten wir sie im sumpfigen Teil unseres Grundstückes aus, wo sie selber entscheiden konnte wo sie hingeht, z. B. weiter zum Fluss runter. Selbst an solch ein relativ ungeselliges Tier hängt man sein Herz.

Emma mit durchbohrtem und verletztem Panze

Emma hat sich gut erholt • Der Sumpf unserer Finca bietet ihr ein neues, sicheres Zuhause

Calypso – einfach wunderschön!

Calypso, der Buntfalke (Falco sparverius)

Wieder ein Nestraub, wieder ein Wilderer der mit Grausamkeit an Tieren Geld verdient und für uns wieder eine neue Erfahrung. Zwei Schleiereulen hatten wir ja nun schon erfolgreich aufgezogen und ausgewildert, aber so ein kleiner Falke ist dann noch einmal etwas ganz Besonderes. Calypsos größtes Problem war die Art, wie der Wilderer einen seinen Flügel “gestutzt” hatte – nämlich der untere Teil des rechten Flügels wurde samt Federkielen quer abgeschnitten!!! Kaum dass wir Calypso etwas aufgepäppelt hatten, begann ich mit ihm Flugübungen zu machen, den trotz der Verstümmelung musste er lernen damit zu fliegen. Beim ersten Versuch plumpste er einfach nur ins Gras, danach versuchte er schon mit den Flügeln zu arbeiten, am dritten Tag bekam er Aufwind uns segelte über unseren Zaun hinaus und verschwand im Dschungel…
Von da an durfte Buschi Calypso täglich von diversen Bäumen in der Umgebung runterholen – teilweise mussten wir dazu Äste absägen – denn auf einen Baum zu fliegen war eine Sache, aber wieder runter eine andere… Nach einer Woche zeigte uns Calypso dann aber, welch ein Flugtalent er ist und ab da an ließen wir ihm seine Freiheit.
Nun ist Freiheit ja ganz schön – ein 5-Sterne-Restaurant aber noch schöner.

Calypso kommt weiterhin jeden Tag zu mir geflogen um sich etwas Futter abzuholen, er ist gut gewachsen, seine Landungen sind punktgenau, er weiß, wie man als stolzer Greifvogel seine Krallen benutzt und doch ist die Nähe zu “Mama” noch tröstlich. Wir sind sehr stolz auf seine tollen Fortschritte und eines Tages wird er sich völlig von uns abnabeln, sich ein hübsches Weibchen suchen und hoffentlich den Fortbestand dieser majestätischen Vögel sichern. Er wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.

Viele weitere Patienten haben wir in den vergangenen 4 Monaten behandelt, eine weitere Kastrations-Aktion durchgeführt und für ein paar Hunde ein neues Zuhause gefunden. Meistens konnten wir helfen und die Tiere wurden wieder gesund, leider haben wir drei Hunde durch Staupe verloren und auch unser lieber Ganter Dagobert starb an einem Virus. Bei Dauerpatientin Blanca hatten wir arge Bedenken (sie kämpfte mit einer sehr tiefen, von Maden befallenen infektiösen Wunde), doch sie hat es geschafft.

Pfleghund Onyx – er wird erst im Mai kastriert – befindet sich im Liebesrausch zu Pfleghündin Spotty (auch noch unkastriert…), die sich bis zu ihrer Ausreise in zwei Monaten nach Deutschland bei uns aufhält (Hund Nr. 13!!!). Bei unser Dauerpatientin Mäuschen geht es mal auf mal ab – sie ist aber sehr lebensfroh und auf der Finca rennt (!!!) sie trotz ihrer Behinderung hinter unseren Pferden her.

Zwischenzeitlich hatten wir sehr liebe Tierfreunde aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zu Besuch. Sie kamen nicht nur mit allerlei tollen Medikamenten, sondern auch mit Sachspenden wie Halsbänder etc. und zeigten reges Interesse an unserer Arbeit. Danke Euch allen!

Blanca geht es gar nicht gut

Seit Wochen hält uns die Planung für die nächste große Kastrationsaktion auf Trab. Dank der Großzügigkeit einiger Firmen und Spender und nach der tollen Reaktion auf unseren Spendenaufruf vergangener Woche, fehlen momentan nur noch 1.694,- Euro. Ich weiß, dass auch in Euren Herzen sehr viel Liebe Platz hat – Liebe für die dominikanischen Tiere in Not – mit Eurer Spende findet diese Liebe ihr Ziel direkt bei den Hunden, Katzen, Vögeln, Schildkröten und und und…

Ich danke allen Beteiligten, dass wir diese wunderbare Arbeit realisieren können, auch Ihr habt Euch damit ein Platz in meinem Herzen erobert. Danke.

Spotty und Onyx, unser neues Liebespaar