Erneut war unsere gemeinsame Arbeit für die Kastrations-Kampagne im November 2012 von großem Erfolg gekrönt, der sich in folgenden Daten und Fakten zusammenfassen lässt:
· 477 kastrierte Tiere (in 12 Arbeitstagen) – 253 Hündinnen, 114 Rüden, 91 Katzen und 19 Kater, wobei wie immer auch alle Tiere gegen Parasiten behandelt wurden und ein Vitamin-/Aufbaupräparat gespritzt bekamen
· 63 nicht geborenen Hundewelpen wurde ein qualvolles Leben auf der Straße erspart – diese Zahl ist diesmal relativ niedrig, denn viele der Hunde und Katzen hatten leider gerade geworfen bzw. da unsere Aufklärungsarbeit in den Köpfen der Menschen auch ankommt, haben viele Besitzer ihre Tiere vor der ersten Läufigkeit gebracht
· 17 weitere Operationen wie Augenentfernungen, Zahn-OPs, Amputationen, Nabelbrüche, u.ä.
· unzählige weitere Konsultationen/medizinische Behandlungen – es waren diesmal besonders viele
· 14 Hunde wurden erfolgreich mit einer Chemotherapie gegen das Sticker-Sarkom behandelt – leider mussten wir einen Rüden einschläfern, denn bei ihm hatte der Sticker überall am und im Körper Metastasen gebildet, so dass jede Rettung für ihn zu spät kam
iesmal hatten wir ja ganz viel Verstärkung bekommen: Alex und Markus, ein deutsches Tierärzteehepaar, unterstützten uns während der ersten Woche in Sanchez und haben sich als super Team für die Kastrationen der Katzen und Rüden erwiesen. Martina aus Stuttgart und Peter aus Herzogenaurach kamen als “Mädchen für alles” zu uns und haben ihren Job wirklich klasse gemacht, Peter hat sogar noch die zweite Woche in Las Terrenas mitgearbeitet. Brigitte aus der Schweiz kam als Tierbotschafterin zu uns und hat anschließend mit ihrer Stiftung sehr viel PR-Arbeit geleistet, um möglichst viele Spender und Sponsoren für weltweite Kastrations-Kampagnen zu gewinnen. Unter diesem link könnt Ihr einen Kurzbericht lesen und von da aus weiter zu Brigittes Reisetagebuch über die erste Woche in Sanchez gelangen. In der zweiten Woche in Las Terrenas kam uns Tierärztin Catalina aus Frankfurt zur Hilfe, auch sie hat durch die Kastrationen der Katzen und Rüden zu unserem positiven Erfolg beigetragen.
Nicht zu vergessen auch die Hilfe von der unermüdlichen Yesenia (Aufklärungsarbeit und Tiere abholen/zurückbringen); unseren unerschrockenen Tier-Taxi-Fahrern Günter und Jörg; unseren tollen Rezeptionistinnen Melanie, Leticia, Virginie und Vanessa; Margareth und Lucia, die uns mit leckerem Mittagessen versorgt haben; Filmer Tom, der unsere Arbeit auf Video aufgenommen hat und unserer wackerer Chacki (unser haitianischer Arbeiter), der Nachtwächter, OP-Besteck-Putzer und Tierpfleger in einer Person ist.
Last but not least natürlich Tierärztin Nina. Es ist nun die vierte gemeinsame Aktion mit ihr und – man hält es kaum für möglich – sie wird immer noch besser. Bereitwillig hat sie auf ihre freien Tage verzichtet und mit uns an diesen Tagen die nötigen größeren Operationen oder die Kastrationen von Straßenhündinnen vorgenommen, zu denen wir sonst, während der regulären Arbeitstage, nicht gekommen wären.
Ach ja, Buschi fehlt noch. Er ist nicht nur mein über alles geliebter Ehemann sondern auch Ninas persönlicher Assistent für die Narkosen, OP-Vorbereitung etc. und hat es in Las Terrenas sehr souverän gemeistert nicht nur für Nina sondern auch für Catalina die Tiere vorzubereiten, was pro Tag bis zu 47 Tiere waren.
Ich danke allen Mitstreitern von Herzen für ihre außergewöhnlichen Leistungen und ihren unermüdlichen Einsatz auch unter den teilweise harten Bedingungen. Wer sich nun fragt, was ich die ganze Zeit gemacht habe? Ich habe alle herumkommandiert..Nein, nicht nur. Ich bin bei solchen Aktionen immer der “Jongleur”, der alle Bälle in der Luft halten muss. Rezeption, Assistenz, Aufklärungsarbeit, Nachsorge für die Tiere und Nachsorgeerklärungen für die Besitzer, “Hundeflüsterin” für die nervösen Patienten, Fotograf der Tiere für den Spendenkalender, auch mal Hundefängerin oder Tier-Taxi-Fahrerin und manchmal leider auch Seelsorger, wenn wir Besitzertiere einschläfern mussten – und hoffentlich die gute Fee, die das Leben für viele Tiere verbessert hat.
Sanchez
Da es bei der letzten Aktion im Februar 2012 einige Probleme gab, die Besitzer von der Wichtigkeit der Kastration ihrer Tiere zu überzeugen, haben wir diesmal schon einen Monat vorher angefangen dort Aufklärungsarbeit zu leisten. Yesenia ist täglich in Sanchez unterwegs gewesen und hat sich den Mund fusselig geredet. Finanziert wurde diese Arbeit großzügigerweise von den Tierbotschaftern.CH. Den Erfolg konnten wir gleich ab dem ersten Tag sehen, denn bereits morgens um 8.00 Uhr warteten viele Leute mit ihren Tieren vor unserer Klinik.
Leider waren die Räumlichkeiten für die Klinik nicht sehr ideal. Obwohl Buschi und ich schon Monate vorher angefangen hatten, etwas passendes zu finden und es in Sanchez sehr viel leer stehende Gebäude gibt, die Eigentümer wollten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass dort “dreckige” Straßenhunde operiert werden. So bekamen wir von der Stadtverwaltung ein völlig verfallenes Holzhaus zur Verfügung gestellt, das stockduster und ohne Strom- oder Wasseranschluss war. Um auf die Toilette zu gehen, fragte man bei der Nachbarin an – blöd nur, dass sie oft nicht Zuhause war.
Da es keine Fensterscheiben gab, mussten wir für den OP-Bereich – damit keine Fliegen etc. das sterile Arbeiten der Tierärzte kontaminieren – aus mehreren Moskito-Netzen eine Art Zelt nähen. Auch dem Regen hielt diese Bruchbude nicht stand, das Wasser kam nicht nur von oben durch das löchrige Dach sondern drückte auch von unten durch den Fußboden, so dass unsere freiwilligen Helfer auch noch dieses Problem bewältigen mussten. Wir gehen eben dorthin, wo die Tiere uns nötig haben, da nimmt man auch eine Menge Widrigkeiten in Kauf.
Der gesundheitliche Zustand der Tiere ist zum größten Teil immer noch mehr als erschreckend, aber es gab auch ein paar gepflegte und gut genährte Besitzerhunde. Oft musste ich bei der Aufklärungsarbeit allerdings bei den Grundbedürfnissen eines Tieres anfangen.
Gerade zum Thema Räude gab es viel klar zu stellen, denn Räude – egal was der Auslöser dafür ist – lässt sich meistens sehr schnell und einfach behandeln. Doch da die Dominikaner sich leider so sehr vor den räudigen Hunden ekeln, wird schnell auch das eigene Tier ausgesetzt. Gerade am Beispiel von Dulci, die wir gleich am ersten Tag kastriert haben, kann man den Erfolg zwischen medikamentöser Behandlung und Aufklärung sehr schön sehen. Denn Dulci sollte einfach nur bei uns abgegeben werden, da ihre Besitzer sie nicht mehr haben wollten. Ich habe den Besitzern erklärt, dass ein Tier eben auch Verantwortung bedeutet und dass wir medizinische Hilfestellung leisten, wenn Dulci bei ihnen bleiben kann.
Am Ende der Sanchez-Woche kam Dulci erneut zu uns, um weitere Medikamente zu bekommen und siehe da. Sie hatte schon viel mehr Haare, die Haut war nicht mehr so rot und entzündet und die Besitzer waren auf einmal sehr stolz auf ihre süße Maus. Natürlich habe ich das “belohnt” und Dulci ein schönes rotes Halsband samt Leine geschenkt – die Besitzer führten Dulci nach Hause, als ob sie nun den schönsten und wertvollsten Hund der Welt besitzen.
Wir werden weiterhin in Sanchez arbeiten, denn es gibt dort noch so viel zu tun. Da der Andrang der Tierhalter sehr groß war, konnten wir nur wenige Straßenhunde kastrieren. Doch auch die Besitzertiere sind so wichtig, denn ihre Welpen landen auf der Straße oder die schwangeren Hündinnen werden ausgesetzt, da die Besitzer nicht noch mehr Tiere haben wollen. Die ersten Erfolge sind nun sichtbar und die Hoffnung besteht, dass sich eines Tages die Lebensumstände für die Tiere dort genauso gut entwickeln wie in Las Terrenas.
Las Terrenas
Der Unterschied zwischen Las Terrenas und Sanchez war diesmal noch deutlicher. 85% der Besitzertiere sahen toll aus – meine Aufklärungsarbeit dort behandelte Themen wie Fell-, Ohren- und Krallenpflege (gerade die vielen Chihuahuas hatte alle zu lange Krallen), gesunde Ernährung und Diäten (einige Hunde sind nun definitiv zu dick, nachdem ich jahrelang gepredigt habe “Füttert Eure Tiere”!), ausreichende Bewegung (für Tier UND Herrchen oder Frauchen) und – da die Leute nun schon wissen, dass ihre Tiere auch eine medizinische Versorgung brauchen – diskutierten wir darüber, welche Entwurmungspräparate am besten geeignet sind und wie oft man die Tiere entwurmen sollte. Themen, die in jeder westeuropäischen oder nordamerikanischen Tierarztpraxis zum Alltag gehören, was aber für die hiesigen Verhältnisse ein phänomenaler Schritt nach vorne ist. Neun Jahre kontinuierliche Aufklärungsarbeit haben eben doch viel verändern können.
Auch zwischen den Räumlichkeiten für unsere Klinik war der Unterschied wie Tag (Las Terrenas) und Nacht (Sanchez). Großzügigerweise bekamen wir ein kleines Ecklokal an der Hauptstraße zur Verfügung gestellt: gefliester Fußboden, sauber weiß gestrichene Wände, Elektrizität, Fensterscheiben die viel Licht rein ließen, Toiletten und Wasseranschluss in unmittelbarer Nähe – wir kamen uns vor wie im puren Luxus.
Viele der Dominikaner sind sehr dankbar für unsere Arbeit, drei Begebenheiten haben uns sehr berührt. Ein sehr alter und armer Fischer brachte seinen Rüden Leon, dem einige Stichwunden beigebracht wurden. Zaghaft fragte der Fischer, ob wir seinem Hund helfen könnten, schließlich hätte dieser ihn vor betrunkenen Randalierern beschützt, als die Männer dann mit dem Messer auf ihn losgingen. Während der Fischer wartete, dass Leon kastriert wurde und die Wunden versorgt und genäht wurden, war es Mittag. Ich brachte ihm etwas von unserem Essen und Buschi anschließend noch ein Stück Kuchen, denn der alte Mann war nur Haut und Knochen. Sein dankbares Leuchten in den Augen war für uns genauso schön wie die leuchtend orange-gelben Augen von Leon, der uns schwanzwedelnd begrüßte, als er nach der Narkose erwachte.
Auch ein Vater und sein Sohn kamen von weit her, um ihre Hündin Perla kastrieren zu lassen. Sie warteten geduldig viele Stunden, denn an diesem Tag hatten wir einige sehr panische Tiere, die wir vorziehen mussten, da sie sonst alle anderen Hunde mit ihrer Nervosität angesteckt hätten. Der Junge spielte sehr süß mit Perla und beruhigte auch den ein oder anderen Straßenhund. Als alle anderen wartenden Dominikaner sich mittags etwas zu essen holten, machten Vater und Sohn nur große Augen – sie hatten kein Geld dafür… So verzichtete ich erneut auf meine Portion und brachte sie ihnen zusammen mit kühlen Getränken. Der Sohn brachte anschließend das Geschirr zurück und bedankte sich sehr höflich.
Denn Höflichkeit ist hier nicht immer vorhanden, schon gar nicht bei den Kindern. Umso erstaunlicher fanden Jörg und ich den kleinen Miguel, einen haitianischen Jungen, der seinen Rüden Pollo zu uns brachte. Er hörte sich meine Nachsorgeerklärungen genau an, stellte intelligente Fragen und bedankte sich mehrmals formvollendet. Als unser Tier-Taxi-Fahrer Jörg den kleinen Miguel samt seinem, nach der Narkose noch etwas geschwächten, Hund nach Hause fuhr, erzählte er mir, unter welch ärmlichen Verhältnissen die Familie lebt und dass alle sich nochmals bedankt haben. Wir haben Pollo in den Kreis der Patenhunde aufgenommen, denn diese arme Familie braucht dringend Unterstützung, um ihren Hund zu ernähren.
Die Chihuahua-Flut und das Dreadlock-Problem
Vom ersten Tag an wurden wir überflutet von Chihuahuas. Fast jede dominikanische Familie hat nun einen, von winzig bis groß, fast keiner reinrassig aber dafür oft mit angeborenen Defekten. Musste man anfänglich horrende Preise für sie bezahlen, werden sie nun verschenkt oder man bekommt sie gar nicht los, denn es gibt einfach viel zu viele. Da wir ja schon während unserer Februar-Kampagne 2012 erhebliche Probleme mit den Chihuahuas hatten (siehe auch 16. NL), haben Nina und ich beschlossen diesmal, wenn möglich, keinen weiblichen Chihuahua abzuweisen. Daher könnte man glauben – wenn man sich den Spendekalender anschaut – die Hundepopulation besteht fast nur noch aus Chihuahuas. Einen winzigen Rüden entdeckten wir eines Abends auf dem Rückweg von Sanchez auf der Straße. Selbstverständlich haben wir ihn mitgenommen, denn wie soll so ein Zwerg auf der Straße überleben? Mülltonnen umwerfen um nach Futter zu suchen ist für ihn einfach unmöglich.
Wer die langhaarigen Wuschel-Hunde in dieses Land importiert und gezüchtet hat, gehört dafür wirklich gesteinigt… Wir hatten täglich mit diesen völlig verfilzten armen Geschöpfen stundelang zu tun gehabt. Das Fell ist zu Dreadlocks geworden, die direkt an der Haut festsitzen, was für den Hund unendliche Schmerzen bei jeder Bewegung bedeuten. In diesem Filz tummeln sich tausende von Parasiten und Wunden bleiben unentdeckt, was zur Folge hat, dass Fliegen ihre Eier ablegen können und sich kurzerhand hunderte von Maden in den Wunden breit machen. Vom Geruch dieser Hunde mal ganz zu schweigen… Genau aus diesen Gründen landen die meisten von ihnen dann auch auf der Straße. Unser ganzes Team wurde zum Hundefriseur, um diesen Hunden zu helfen.
Die beliebtesten Namen
Musste ich mir früher oft Namen für die Tiere ausdenken, haben heute eigentlich alle Besitzertiere einen. Allerdings sei mal dahingestellt wie einfallsreich diese Namen sind. Bei den Katzen belegen Namen wie Misusi, und Minina die Spitzenränge, bei den Hündinnen sind es Princessa und Mariposa (Schmetterling). Alles was etwas längeres Fell hat – egal ob Hund oder Katze – heißt mit Vorliebe Peluche (Plüsch). Und bei den Rüden ist es Tocky, Docky oder Duky.
Einzelschicksale die uns bewegten
Obwohl wir so vielen Tieren geholfen haben und alle auf ihre eigene Art ganz besonders sind, gibt es immer ein paar Schicksale die einem besonders nahe gehen.
Für Peter war es das folgende Erlebnis:
Von den ganzen armseligen Hunden hat mich am meisten Valentino berührt, da ich sein Schicksal auf der Straße ganz direkt mitbekommen habe. Die jämmerliche Verfassung beim Einfangen auf der Straße und der Tag danach, als der abgemagerte, verwahrloste und geschundene Zustand so vollständig sichtbar wurde, hat mich einige Male schlucken lassen. Vom Tod war er zu dieser Zeit nicht mehr weit entfernt, ich hatte auch den Eindruck, dass er nicht mehr mit einer Wende zum Positiven gerechnet hat. Umso mehr freut es mich, dass er nach der Entscheidung, dass Miriam und Buschi ihn Zuhause bei sich aufzunehmen, nach relativ kurzer Zeit positiven Lebensmut gefasst hat und seine Verfassung und auch sein Aussehen deutlich besser geworden ist. Ich finde es auch eine sehr positive Erfahrung, dass ein so geschundener und vernachlässigter Hund doch wieder Vertrauen zu Menschen finden kann, wo er doch von den Menschen am meisten enttäuscht wurde.
Brigitte erinnert sich am meisten an:
Der namenlose Straßenhund, der als Nummer 7 am ersten Tag in Sanchez kastriert wurde. Die Hündin ohne Namen verbrachte die ganze Zeit zu meinen Füssen. Sie ist eine wunderbare und starke Hündin und wird nun dank der den Amigos de Lucky und der Stiftung Tierbotschafter, ein etwas stressfreieres Leben führen können, da sie nicht ständig gedeckt wird. Sie wurde wieder an ihren Platz auf der Straße zurückgebracht, wo sie nun in ihrem angestammten Revier in Ruhe leben kann.
Für Brigitte und Euch möchte ich noch folgendes dazufügen: Ich hatte diese Hündin Parada getauft, denn an der Ecke wo sie auf der Straße lebt, befindet sich eine Bushaltestelle mit Imbissstand. Die Eigentümer haben sie nun, nachdem sie kastriert und entwurmt ist, mehr oder weniger adoptiert. Sie bekommt alle Essensreste und hat bereits ordentlich an Gewicht zugenommen.
Martina blieben zwei Erlebnisse in Sanchez besonders in Erinnerung:
Tommy, ein junger schüchterner aber sehr anschmiegsamer Rüde, wurde auf der Straße von Yesenia eingefangen. Ich habe mich gleich um das Kerlchen gekümmert, mit ihm geredet, ihn gestreichelt und ihn in den Arm genommen, um ihm die Angst vor der ungewohnten Situation zu nehmen. Wie bei vielen dieser armen Fellnasen bin ich immer wieder verblüfft, dass sie nicht „wild“, sondern eher vorsichtig und liebevoll sind. Tommy durfte, wie die meisten herrenlose Hunde, nach seiner Kastration über Nacht in der Klinik bleiben, damit er am nächsten Morgen noch eine ordentliche Futterration erhält, bevor er wieder an seinen angestammten Platz zurückgebracht wird.
An diesem Morgen jedoch wurde die Lagerhalle bei unserem Eintreffen von einer Gruppe von ca. 6 bis 8 aufgeregten und besorgten Schulkindern belagert. Auf Miriams Nachfrage hin erzählten sie, dass seit gestern Nachmittag ihr vierbeiniger Freund fehlen würde, mit dem sie auf dem Nachhauseweg von der Schule immer spielen und ihr Schulbrot teilen! Es war Tommy und nachdem Miriam die Kinder über die OP und die medikamentöse Versorgung aufgeklärt hatte, erkannten sie, dass wir dadurch Tommys Leben sicherer und leichter machen konnten. Es war rührend, wie diese Kinder besorgt waren und den schwanzwedelnden Tommy liebevoll in Empfang genommen haben. Solche Begebenheiten veranlassen uns, weiter zu machen und die Hoffnung nicht aufzugeben, dass mit dieser jungen, mitfühlenden und engagierten Generation sich auch für die Tiere eine bessere Zukunft ergeben kann.
Eine Dominikanerin kam morgens mit ihrer Katze auf dem Arm, um sie kastrieren zu lassen. Bei der Aufnahme der Daten wird auch immer nach dem Namen des Tieres gefragt. Die Frau schaute uns jedoch irritiert an, denn über einen Namen für ihre Katze hatte sie bisher noch nicht nachgedacht…. Unser Vorschlag sie Elly zu nennen wurde spontan akzeptiert. Als am Nachmittag die Frau zur Abholung kam, fragte sie an der Rezeption sehr stolz und leicht grinsend, ob sie ihre Elly nun mitnehmen könne. Es hat uns sehr gerührt, dass aus einer namenlosen Katze innerhalb von Stunden ein Familienmitglied mit einem Namen wurde und dass daraus bestimmt eine engere Beziehung zwischen den Beiden entstehen wird.
Catalina hatte Paco (ehemals Chacki), den wir in Sanchez auf der Straße gefunden und anschließend mit nach Las Terrenas genommen haben, besonders in ihr Herz geschlossen. Seine liebevolles Wesen, das er sich trotz aller schlechter Erfahrungen mit den Menschen erhalten hat, und sein schlechter gesundheitlicher Zustand sind ihr sehr nahe gegangen. Umso verblüffter war sie, als ich ihr aktuelle Fotos von Paco schickte – sie konnte nicht glauben, dass es sich um den gleichen Hund handeln sollte. Da sieht man, wie schnell durch Kastration, Entwurmung und Futter (ein doch relativ geringer Aufwand) das Leben eines Tieres so positiv verändert werden kann!
Buschi und ich fanden folgende Geschichte besonders rührend:
Ein junge Dominikanerin brachte ihre Hündin Lucy zu uns zum Kastrieren und einen kleinen männlichen Welpen, den wir entwurmt und gegen Flöhe und Zecken behandelt haben. Beide Hunde waren gut genährt, fröhlich und ausgeglichen. Während sie wartete, fragte sie mich, ob sie auch den Chihuahua ihrer Schwester vorbei bringen könnte, denn sie mache sich große Sorgen um ihn, da er kaum laufen kann und nicht fressen will.
Der kleine Hund war völlig verhungert, zeigte jede Art von Mangelerscheinungen und war am Ende seiner Kräfte. Mit Vitaminpaste und gutem Futter – was er beides gierig fraß – weckten wir die ersten Lebensgeister. Als das Mädchen dies sah, erkannte sie schnell, dass das Problem nicht bei dem Hund sondern bei ihrer Schwester lag, die das kleine Wesen einfach völlig vernachlässigt hatte. Sie brachte den Zwerg nun täglich bei uns vorbei und nach ein paar Tagen ging es ihm viel besser. Am letzten Tag erzählte sie voller Stolz, sie habe sich mit ihrer Schwester total zerstritten und ihr den Chihuahua weggenommen um sein Leben zu retten. Vor ein paar Wochen trafen wir sie mit ihren nun drei Hunden – allen ging es wunderbar und aus dem Sorgenkind ist ein glücklicher und kräftiger kleiner Kerl geworden…
Die schönsten Erfolge
Für den größten und schönsten Erfolg der Kampagne seid Ihr verantwortlich – Ihr, die Ihr erneut so großzügig gespendet habt, dass nahezu alle Kosten gedeckt werden konnten. Das ist für eine so winzige Organisation wie wir es sind, eine unglaubliche Entlastung, und Buschi und ich sind Euch von Herzen so dankbar, dass Worte nicht genug sind. Die selbstlose Hilfe unserer freiwilligen Mitstreiter während der Kampagne und der gute Teamgeist, der uns auch unter den härtesten Bedingungen vorangetrieben hat, ist ein Zeichen dafür, dass es sich lohnt alles zu geben.
Erneut konnten wir einige der Straßentiere nach ihrer Kastration in ein neues Zuhause vermitteln – okay, drei sind (vorerst) wieder mal bei uns hängen geblieben, aber das sind wir ja gewöhnt… Besonders freut mich die Vermittlung von Straßenhündin Peluchia aus Sanchez. Auch sie gehörte zu den Dreadlocks-Opfern und hätte schnell wieder so schlimm ausgesehen. Doch nun hat sie in Sosua eine liebevolle Familie gefunden, die sich täglich um ihre Fellpflege kümmert – ein schöner Erfolg.
Immer mehr Dominikaner sprachen uns auch nach der Kampagne an, erzählten wie gut es ihren behandelten Tieren geht. Andere fragten, wann wir die nächste Aktion planen, um auch ihre Tiere zu uns zu bringen, und ein Mann kam auf der Straße auf mich zu, schloss mich in seine Arme und dankte mir im Namen seiner Landsleute für unsere Arbeit – mir kamen dabei die Tränen.