Liebe Tierfreunde, liebe Spender, ein langes und anstrengendes Wochenende liegt hinter uns, aber auch ein Wochenende mit sehr großen Erfolgen! Damit Ihr „live“ dabei sein könnt, hier der gesamte Bericht.
Freitag, 17.04.2009
4.00 Uhr – Mein Mann (Buschi) und ich (leider von einer schlimmen Grippe geplagt) stehen auf, alle nötigen Sachen für die OP sind schon seit längerem fertig gepackt.
5.30 Uhr – Wir machen uns vollbeladen auf den Weg nach La Yagua.
7.45 Uhr – Als erstes fahren wir runter an den Strand. Dadurch, dass wir ja immer wieder die Strandhunde gefüttert haben, sind viele nicht mehr so scheu und wir können einige sofort anleinen. Bei zwei kleinen Hündinnen versagen aber auch die Bestechungsversuche mit Leckerchen – da kommen uns die am Strand lebenden Dominikaner zu Hilfe und es gelingt ihnen die ängstlichen Mäuschen einzufangen. 8 Hündinnen werden bei Negrito – einem lieben und langjährigen Freund von uns – angebunden, 2 Hündinnen bei Alberto – dem Fischer. Futter bekommen sie nun keines mehr, denn vor der OP müssen sie 24 Stunden nüchtern sein. Wasserschüsseln stellen wir ihnen noch hin.
9.20 Uhr – Ich beschließe zwei „Ersatz-Hündinnen“ zu suchen, denn von den vorgesehenen erwachsenen Hündinnen sind alle trächtig und ich weiß nicht genau, ob der Tierarzt alle operieren kann… Fündig werden wir ein bisschen weiter zum Dorf hin. Dort leben bei einer sehr armen aber tierlieben Dominikanerin insgesamt 6 Hunde, fünf davon Hündinnen. Gabriela freut sich sehr, dass wir ihre Hündinnen kastrieren wollen.
10.30 Uhr – Wir fahren zur Klinik um den für die OP vorgesehenen Bereich gründlich zu putzen. Da die Klinik direkt an der Hauptstraße nach Puerto Plata liegt und wir in dem überdachtem aber offenen Hof arbeiten werden, spannen wir eine große Plane um den OP-Tisch vor Staub, Dreck und Abgasen zu schützen. Alles nicht so ideal, aber immerhin hat die Klinik fließendes Wasser und Strom – eine Seltenheit in dem Dorf.
14.00 Uhr – Zurück zum Strand – wir kontrollieren, ob noch alle Hunde angebunden sind und ob es ihnen gut geht. Ausgiebige Streicheleinheiten werden verteilt und wir versuchen die verängstigten Hunde so gut wie möglich zu beruhigen. Wie sollen sie auch verstehen, dass sie angebunden sind, wo sie doch sonst frei umhertollen.
16.00 Uhr – Total verdreckt und müde kommen wir bei deutschen Freunden an, die uns für das Wochenende beherbergen. Und nicht nur das, wir werden bekocht und verwöhnt – einfach wunderbar! Danke an Ingrid und Gerd für die ganze Mühe, sie haben damit auch einen großen Anteil am Gelingen der OP-Aktion geleistet!
20.00 Uhr – Buschi fährt noch mal kurz zu den Hunden um nun auch die Wassernäpfe zu entfernen, eine letzte Kontrolle zu machen und den Mäusen eine gute Nacht zu wünschen. Ich versuche derweil mit einer Vitamin-C-Bombe (1/2 l frisch gepressten Orangensaft) meine Grippe in den Griff zu bekommen.
Samstag, 18.04.2009
5.00 Uhr – Die Nacht war die Hölle, Hustenanfälle und die Aufregung vor der OP haben mich kaum schlafen lassen. Die arme Ingrid steht extra so früh auf und verwöhnt uns noch mit einem schnellen Frühstück.
6.00 Uhr – Auf zur Klinik. Wir holen einen Schreibtisch, der uns als OP-Tisch dient, und einige Wartestühle. Während ich alles einrichte, fährt Buschi zum Strand und holt die ersten Patienten ab. Negrito und seine Tochter helfen ihm dabei. Jeder Ankömmling wird von mir gewogen und bekommt Fieber gemessen, die Daten werden auf einem Kärtchen am Halsband befestigt. Zur Vorbereitung bekommen alle ein homöopathisches Mittel, das hilft die Anästhesie und die OP besser zu verkraften.
8.00 Uhr – Nach zwei Fuhren sind alle 10 Hündinnen da und startklar für die OP. Kurz darauf kommt Angel July De La Cruz – der dominikanische Tierarzt aus Sosua. Als Assistenten hat er seine zwei Söhne (11 und 14 Jahre) mitgebracht – die drei sind ein eingespieltes Team und wir haben schon einige Aktionen zusammen gemacht. Buschi hilft bei der Narkose und beim Rasieren, ich bereite das OP-Besteck vor und schon können wir mit der ersten kleinen Hündin beginnen.
12.00 Uhr – Wir schaffen bis zur Mittagspause 7 Hündinnen (6 junge und eine erwachsene). Angel arbeitet super konzentriert und ohne Pause durch, seine Söhne wechseln sich beim assistieren ab und ich kümmere mich um die Nachsorge bei jedem Hund, d.h. die Hunde werden umgebettet, gereinigt, die Wunde mit Salbe versorgt, ein weiteres homöopathisches Mittel wird verabreicht, die Ohren werden untersucht und gesäubert, danach werden sie geimpft und zugedeckt. So können sie in Ruhe die Narkose ausschlafen.
12.30 Uhr – Negritos Frau hat für uns alle gekocht, Buschi holt das Essen und die zwei Ersatzhunde, denn bei dem Tempo schaffen wir alle 12 Hündinnen! Ein super Ergebnis!
13.30 Uhr – Die ersten Patienten sind schon wach, die restlichen werden operiert. Fünf der sechs erwachsenen Hündinnen sind schwanger und das mit vielen Welpen – insgesamt können wir diesen 39 Welpen ein hartes und gefährliches Leben auf der Straße ersparen…
16.00 Uhr – Unser Auto wird zur Tier-Ambulanz umfunktioniert. Negrito und Alberto nehmen je drei von den kleinen Hündinnen auf den Schoß, die zweite Fuhre machen wir mit vier von den großen. Eigentlich mögen es Dominikaner gar nicht, Hunde auf dem Schoß zu haben, aber die beiden haben wir schon ganz gut „umerzogen“ und Alberto sagte sogar: „Schau Dir die drei Kleinen an – sie sehen aus wie Engel.“
Das aus einem dominikanischen Mund ist etwas ganz Besonderes! Der liebe Negrito hat sich bereit erklärt sein „Esszimmer“ (ein Verschlag aus Ästen, mit einem Blechdach) als Krankenstation für die Hunde zur Verfügung zu stellen. Da es nach Regen aussieht, ziehen wir rundherum noch Planen, damit die Frischoperierten nicht nass werden und auch vor Wind geschützt sind.
Die letzten beiden Hündinnen bringt Buschi zu Gabriela zurück. Da ihr Haus nur dreckigen Lehmboden hat, dürfen die Hunde in das „Badezimmer“ (ein leerer kleiner Raum) – dort gibt es einen Zementboden den wir mit dicker Pappe und Tüchern auslegen. Gabrielas dominikanische Rumpel-Waschmaschine wird davor gestellt und dient als Türersatz. Schnell wird noch die Klinik wieder klar Schiff gemacht, schließlich wollen wir einen guten Eindruck hinterlassen um weitere Kastrations-Aktionen dort durchzuführen.
18.30 Uhr – Erschöpft, verschwitzt, dreckig aber sehr glücklich über das gute Gelingen, erreichen wir das Haus von Ingrid und Gerd, wo wir wieder herzlich empfangen werden und erneut ein wunderbares Abendessen serviert bekommen. Wir schlafen mit dem Gedanken an unsere Patienten ein – hoffentlich habe auch sie eine ruhige Nacht.
Sonntag, 19.04.2009
6.00 Uhr – Eigentlich eine unchristliche Zeit um an einem Sonntag aufzustehen, aber uns zieht es zu den Mäusen.
7.30 Uhr – Die zwei ängstlichen Kleinen sind in der Nacht wieder ausgebüchst, aber Alberto hat sich schon auf den Weg gemacht um sie zu suchen. Von allen anderen werden wir freudig begrüßt – Gott sei Dank geht es allen gut. Wir machen das Bettenlager sauber, gehen mit allen Gassi und nun endlich dürfen sie auch wieder etwas Fressen und Trinken. Dafür haben wir Reis mit viel Huhn und Gemüse ganz weich gekocht – die Patienten brauchen Schonkost… Ich mische noch etwas Vitamin-Elektrolyte-Lösung unter und in Null-Komma-Nix sind alle Näpfe leer! Alle Wunden werden kontrolliert und mit Creme versorgt, danach gehen 8 zurück in Negritos „Clinica Azul“ (Blaue Klink – weil die Planen die wir gespannt haben blau sind), 2 nimmt Alberto zu sich mit ins Haus. Auch die zwei Hündinnen bei Gabriella werden versorgt und unsere Freude ist groß, dass es allen so gut geht.
11.00 Uhr – Wir machen eine erneute Versorgungs-Gassi-Runde und ich begebe mich danach wieder auf den Weg nach Las Terrenas. Buschi bleibt vor Ort – sicher ist sicher.
15.00 Uhr – Zuhause werde ich von meinen ganzen Monstern stürmisch begrüßt – unser Freund Thomas war so lieb und hat sich während unserer Abwesenheit um sie gekümmert.
18.00 Uhr – Buschi macht die Abendrunde bei den Patienten – allen geht es prima.
Montag, 20.04.2009
6.00 Uhr – Oberkrankenpfleger Buschi macht die Morgenrunde – bei zwei der Kleinen (den dünnsten und schwächsten) sind die Wunden ein bisschen rot und es es tritt etwas Wundflüssigkeit aus, eine andere Kleine hat leichten Druckschmerz. Ich telefoniere von hier aus parallel mit unserer homöopathischen Tierärztin in Deutschland und sie sagt, welche Mittel Buschi verabreichen soll.
12.00 Uhr – Die Mittagsrunde wird gemacht – Negrito und Alberto helfen Buschi bei allem ganz toll mit. Ich versuche derweil den Wäschebergen Herr zu werden, Handtücher und Decken stapeln sich.
17.00 Uhr – Die homöopathischen Mittel haben super gewirkt – auch die Wunden der drei Sorgenkinder sind jetzt in Ordnung! Alle Patienten sind fröhlich und hungrig. Morgen früh wird entschieden, ob noch der ein oder andere Patient in der Clinica Azul bei Negrito bleibt, oder ob alle in die Freiheit entlassen werden können. Für die Kleinste ganz scheue versuche ich eine Familie zu finden. Sie wird am Strand keine glückliche Zukunft haben, dafür kann sie sich nicht genug durchsetzen…
Dienstag, 21.04.2009
6.30 Uhr – Der Tag der Entlassung! Buschi hat alle Mäuse nochmals kontrolliert. Nur beim kleinen und dünnen Reh (das auf dem Foto „Erste vorsichtige Schritte“) tritt erneut etwas Wundflüssigkeit auf, die Wunde ist aber nicht rot oder offen. So bleibt sie noch ein paar Tage unter Beobachtung bei Negrito. Alle anderen sind in die Freiheit entlassen worden. Bei Alberto und Negrito haben wir einen großen Sack Trockenfutter gelassen und sie werden 3 x täglich die Hunde füttern und gleichzeitig die Wunden im Auge behalten. Sollten noch irgendwelche Komplikationen auftreten, stehen wir mit Negrito im telefonischen Kontakt und können zur Not schnell hinfahren um einzugreifen.
Nach so kurzer Zeit sind selbst aus den anfänglich scheuen Hunden, zutrauliche und verschmuste Schätzchen geworden. Und einige Strandanwohner haben jetzt ein viel besseres Verhältnis zu den Tieren aufgebaut – ein weiterer positiver Nebeneffekt der Aktion. Es haben schon einige Dominikaner aus dem Dorf bei uns angefragt, ob wir auch ihre Hündinnen kastrieren können – sobald wieder einige Spenden eingegangen sind, werden wir die nächste Aktion starten. Auch Angel, der Tierarzt, hat sich gerne bereit erklärt weiter zu helfen. Mein Traum wäre es, alle drei Monate 10 Hündinnen zu kastrieren, dann könnten wir in absehbarer Zeit die Situation der Hunde von La Yagua grundlegend und langfristig zum Positiven verändern. Bitte helft alle mit diesen Traum zu verwirklichen und aus La Yagua das Dorf der glücklichen und gesunden Hunde zu machen…
Und hier noch ein paar Fakten für diese Kastrations-Aktion (Kosten pro Hündin):
OP inkl. Medikamenten und Impfung 55,- Euro, Futterkosten pro Hund 8,- Euro
Also haben wir 756,- Euro von den Spendengeldern für die gesamte Aktion verwendet. Alle Nebenkosten wie Benzingeld, Essen für das Team, eine kleine Spende für das Krankenhaus von La Yagua etc. haben wir aus eigenen Mitteln bestritten.
Allen Spendern und Helfern eine ganz herzliches Dankeschön – lasst uns gemeinsam an einer besseren Zukunft für die Dominikanischen Hunde arbeiten, jeder dieser liebenswerten Geschöpfe hat diese Chance verdient.
PS: Die nächste Kastrations-Aktion wird ab dem 5. Mai 2009 in Bavaro/Punta Cana stattfinden. Dafür fliegt Tierfreundin Karin extra aus Deutschland ein um dies zu realisieren. Ich werde von hier aus mein Bestes tun um die Aktion vorzubereiten und helfend zu begleiten. Sobald wir wissen, um wie viel Hündinnen es sich handelt, wird einen Teil der Kosten auch durch Spendengelder finanziert.
Vielen lieben Dank für Eure großzügigen Spenden. Dank Eurer Hilfe können wir jetzt 15 Hündinnen kastrieren – das bedeutet ca. 100 Welpen pro Jahr weniger!
Das Dorf, welches wir für die Kastrationsaktion ausgesucht haben, heißt La Yagua und liegt an der Nordküste, allerdings weit weg von den touristischen Zentren. La Yagua hat etwa 1.800 Einwohner, alles sehr arme Dominikaner, die von der Hand in den Mund leben und keine geregelte Arbeit haben. Grundsätzlich sind sie dort recht gut zu ihren Tieren, da es sich um eine ländliche Gegend handelt und Tiere zum Alltag gehören. Aber da diese Menschen kaum selber satt werden (Hauptnahrungsmittel sind Reis und Bohnen), bleibt natürlich für die Hunde gar nichts übrig und so sehen die armen Geschöpfe dann auch aus: nur Haut und Knochen!
Ein gutes Beispiel dafür ist die Strandhündin Clara. Sie hat vor ca. 3 Monaten fünf Welpen bekommen, nur zwei haben die ersten Wochen überlebt. Vier weitere Hündinnen in der Nachbarschaft haben fast gleichzeitig auch geworfen. Da diese Hündinnen aber noch weniger Milch als Clara hatten, wurde Clara (gezwungener Maßen) die Ersatzmutter aller Welpen. Insgesamt haben nur neun Welpen überlebt und Clara kümmert sich sehr liebevoll um alle. Die Welpen sind leider sehr unterentwickelt für ihr Alter und einige haben durch den starken Flohbefall krankhafte Hautveränderungen.
Wir haben erst mal die Strandhunde und die Welpen entwurmt und mit Frontline (Anti-Floh-Mittel) behandelt und regelmäßig Futter gebracht, um vor allem die Hündinnen für die bevorstehende Kastration etwas aufzupäppeln. Im Februar werden wir dann, durch einen dominikanischen Tierarzt aus Sosua, die Kastration durchführen lassen und auch versuchen, so viel Hunde und Welpen (wie es uns finanziell möglich ist) zu impfen.
Auch werden wir versuchen, ein paar Rüden zu kastrieren, die ihr klägliches Dasein als Kettenhund fristen. Die Rüden werden an der Kette gehalten, damit sie nicht weglaufen um hinter läufigen Hündinnen her zu sein. Die Ketten sind oft kürzer als 1m, der Hund hat keinerlei Möglichkeiten vor Regen, Sturm oder Hitze Schutz zu suchen und liegt oft in seinen eigenen Exkrementen. Und natürlich wird so ein armes Wesen irgendwann aggressiv und völlig verhaltensgestört.
Kettenhund – eine Kastration kann ihn von der Kette erlösen und ihm ein freies, artgerrechtes Leben ermöglichen.
Dann hatten wir noch ein sehr trauriges Schicksal. Ein Dominikaner brachte mir vormittags einen ca. 7 Wochen alten Welpen – mehr tot als lebendig – mit blutig-wässrigem Durchfall und schon völlig dehydriert.
Als ich die Temperatur messen wollte, zeigte das Thermometer gar nichts an; d.h. die Temperatur war unter 32° gesunken, normal wäre bei einem Welpen 38,5°…
Dank meiner sehr hilfsbereiten Tierärztin aus Deutschland (wir telefonierten im 30-Minuten-Takt), konnten wir die Temperatur mit homöopathischen Mitteln auf 37,6° steigern und auch dem kleinen Wesen wieder etwas Reaktionsvermögen entlocken. Brühe und ein Multi-Vitamin-Präparat mit Elektrolyten und Mineralien wurde alle 20 Minuten teelöffelweise verabreicht.
Unsere Hoffnung war groß, die kleine Foxi durchzubringen. Doch nach 17 Stunden verschlechterte sich der Zustand dramatisch und der Kampf wurde aussichtslos. Wir gaben ihr ein letztes Mittel welches ihr half, sanft und schmerzlos in den Armen meines Mannes einzuschlafen.
Es war 4.00 Uhr morgens als Foxi ihre Augen für immer schloss.
Bitte helft weiter, das Schicksal der dominikanischen Hunde zu verbessern – wir sind Euch dafür sehr dankbar.